Ignaz Paderewski

1860 - 1941

Padrewski war eine der originellsten und integersten Erscheinungen der Kulturgeschichte der Ära um 1900. Als Komponist und Pianist hatte er Karriere gemacht, als Patriot engagierte er sich für die Freiheit Polens und wurde so zum Politiker: Dank seiner internationalen Berühmtheit agierte er als Sprecher des polnischen Nationalkomitees in den Vereinigten Staaten - und wurde nach 1918 zum polnischen Ministerpräsidenten. Für einen Pianisten wohl eine einzigartige Karriere.

Paderewski hatte bereits vor dem Krieg genügend Geld gesammelt, um ein Denkmal für den polnischen Sieg gegen den Deutschritterorden bei Tannenberg zu finanzieren, das 1910 in Krakau enthüllt wurde. Während des Krieges spendete er regelmäßig seine Konzertgagen für polnische Kriegsopfer. Seine Einflußnahme soll 1918 dafür mitverantwortlich gewesen sein, daß US-Präsident Wilson die Wiedergründung Polens, das zwischen Deutschland, Österreich und Rußland aufgeteilt war, zu einer der Kernforderungen der Friedensverhandlungen machte.

Die internationale Pianistenkarriere Paderewskis hatte 1887 mit einem Auftritt in Wien begonnen und führte in alle großen Metropolen - bei oft hysterisch-jubelndem Publikum und ebensolchen Kritiken. Der stets zu spöttischen Bonmots aufgelegte Moriz Rosenthal soll nach einem Konzertauftritt des längst zu seiner eigenen Legende gewordenen Kollegen gesagt haben:

Ja, er spielt recht gut. Aber Paderewski ist er keiner.


Über Paderewskis umstrittene künstlerische Fähigkeiten legte jedoch kein Geringerer als Vladimir Horowitz Zeugnis ab: Das Bildnis des polnischen Pianisten stand auf Horowitz' Flügel neben dem Portrait von Rachmaninow. Horowitz wußte, daß die Kritik Paderewski keineswegs einen so hohen Stellenwert eingeräumt hatte wie ihm selbst. Und doch:

Man sagt, er habe keine große Technik besessen; aber für die Zeit vor dem ersten Weltkrieg trifft das nicht zu. Danach ging sie ihn verloren. Er spielte gern laut. Und alles musste großes Format haben. Mein Vater hatte mir erzählt, er sei der größte Pianist, den er je gehört habe. Und Tschaikowsky behauptete, Paderewski sei der beste Pianist, und er spiele das Es-Dur Klavierkonzert von Beethoven besser als jeder andere. Es existiert auch ein Brief von Tschaikowsky, in dem es heißt, er habe sich in Paris einen neuen Pianisten namens Paderewski angehört, und dieser sei der größte aller Pianisten. Man kann ihn nicht nach seinen Einspielungen beurteilen, die nicht sehr gut sind. Auf dem Podium spielte er sehr musikalisch. Einen solchen Ruf, wie er ihn genoß, bekommt man nicht umsonst . . .



DA CAPO