Lilli Kraus
1905-1986
Lilli Kraus stammte aus Ungarn und absolvierte ihre erste Ausbildung bei Meistern wie Béla Bartók und Zultán Kodály in Budapest, ehe sie sich in Wien bei Artur Schnabel und Eduard Steuermann vervollkommnete. In Wien hat Kraus dann auch unterrichtet, ehe sie die Zeitläufte zu einem unsteten Wanderleben zwangen. In Fernost wurde sie während des Kriegs von den Japanern, die mit Deutschland verbündet waren, verhaftet. Nach 1945 lebte Lilli Kraus zunächst in Neuseeland, um dann als britische Staatsbürgerin ihr reges Konzertleben wieder aufzunehmen.
Mozart über alles
Kraus gilt vielen Kennern vor allem dank ihrer Gesamtaufnahme der Mozart-Klaviersonaten als Siegelbewahrerin eines Wiener Klassik-Stils, kraftvoll und unverzärtelt, dabei aber ungemein wendig und detailverliebt, im richtigen Moment zuweilen sogar verspielt. Das machte sie auch zur beliebten Kammermusik-Partnerin von Geigern wie Szymon Goldberg und Willi Boskowsky, mit dem sie Mozarts Violinsonaten aufgenommen hat sowie im Verein mit Boskowskys philharmonischem Cello-Kollegen Nikolaus Hübner auch die Klaviertrios, ein Klassiker unter den Kammermusikeinspielungen. Mit Boskowsky und dem Wiener Kammerorchester gelang auch eine der schönsten Aufnahmen von → Mozarts d-Moll-Klavierkonzert, vor allem in der Romanze des Mittelsatzes fein in der Detailzeichnung auch durch das Orchester, dabei völlig unprätentiös.
↑DA CAPO