Dmitri Bashkirov
1931 - 2021
Viel mehr als 20, vielleicht 30 Konzerte hat kaum pro Jahr gegeben. Wenn er kam, reagierte das Publikum stets enthusiasmiert - wie bei seinen Wiener Live-Auftritten Anfang der Neunzigerjahre.
Immerhin hatte der 24-Jährige den Marguérite-Long-Wettbewerb in Genf gewonnen und war dann zum Assistenten des legendären Alexander Goldenweiser gekürt worden: Obwohl er gar nicht dessen Schüler war, wurde er zu Godenweisers Nachfolger.
Als Interpret war Bashkirov ein Meister der scharf geschliffenen Rhythmik, deren Prägnanz es ihm ermöglichte, auch im äußersten Furor anspruchsvoller Pianisti – etwa in den Sonaten Prokofieffs – die harmonischen Strukturen der Musik nicht durch allzuviel Pedalgebrauch zu vernebeln.
Die strukturelle Klarheit seines Spiels kam der Kontrapunktik Bachs ebenso zugute, wie sie die Romantik Liszts oder Rachmaninows von jeglichem Kitschverdacht befreit hat.
Nicht viele, aber allesamt hörenswerte Aufnahmen bewahren Bashkirovs Kunst, allen voran eine grandiose Einspielung von Brahms' rarer Fis-Moll-Sonate und die vielleicht beste Darstellung von Skrjabins Klavierkonzert unter Kirill Kondraschins Leitung.
Für ungewöhnliches Repertoire war Bashkirov immer zu begeistern. Noch spät in seiner Karriere nahm er mit dem Zürcher Kammerorchester die Klavier-Fassung von Beethovens Violinkonzert auf und kombinierte es auf der CD mit einem Klavierkonzert von Beethovens deklariertem Vorbild Carl Philipp Emanuel Bach.