Artur Balsam

1906-1994

Artur Balsam stammte aus Warschau, studierte in Łodź und vervollkommnete sich dann unter anderem bei Artur Schnabel. Er wurde spätestens in den Fünfzigerjahren zu einem vielbeschäftigten Pianisten in den Aufnahmestudios der großen Schallplattengesellschaften.

Balsam war liebevoller Begleiter von Solisten wie Yehudi Menuhin, mit dem er bei dessen ersten großen Teenager-Tournee in den Dreißigerjahren musizierte. Bei dieser Gelegenheit entstanden auch frühe Schallplatten-Aufnahmen, darunter etwa Tartinis Teufelstriller-Sonate, die 1936 auf HMV erschien und im Rahmen einer Menuhin-Edition bei Warner 2016 wieder aufgelegt wurde.

Später arbeiteten auch Nathan Milstein, Joseph Szigeti, David Oistrach, Zino Francescatti oder Leonid Kogan mit ihm. Legendäre Aufnahmen entstanden mit der Cellistin → Zara Nelsova. Auch das Budapest String Quartet und das Juilliard Quartet machten Aufnahmen mit ihm. Eine mediale Pioniertat wurde eine US-amerikanische TV-Serie mit Dutzenden Violinsonaten, die Balsam mit Joseph Fuchs vor Fernsehkameras realisierte. Mit Fuchs ging Balsam auch ins Studio, um die erste Gesamtaufnahme der Beethoven-Violinsonaten zu machen. (Decca, 1952)

Balsam wurde bald auch ein gesuchter Lehrer in Boston und Manhattan: Murray Perahia und Emanuel Ax zählen zu seinen Schülern, die auch von den langjährigen Aktivitäten Balsams als Kammermusik-Tutor im Rahmen des von ihm wieder begründeten Sommer-Camps im Kneisel Hall Music Center in Blue Hill, Maine.

Auch Solo-Aufnahmen dieses Pianisten sind hörenswert, nicht zuletzt, weil er sich für vernachlässigtes Repertoire einsetzte. So stammt die erste Einspielungen einer Sonate von Muzio Clementi von ihm (Nixa/Pristine). Überdies Sonaten von Hummel und das gesamte Klavierwerk von Joseph Haydn. Für die BBC spielte er 1959 Franz Liszts Arrangement von Hector Berlioz' Sinfonie fantastique.

Die Erstaufnahme von Johann Nepomuk Hummels Klaviersonate op. 40/2 und des Klavierkonzert in a-Moll (op. 85) mit dem Orchester von Winterthur unter Otto Ackermann begrüßte der Rezensent des Gramophone-Magazins 1954 mit den Worten:
I want to make teue biggest splash I can about this record. It is really fine music - the quality of the recording is admirable . . .

Die Technik Balsams war bestechend. Noch im hohen Alter gab er anläßlich der Meisterkurse der Manhattan School of Music Solo-Recitals, die ihn bei einem breiten Repertoire von Haydn, Chopin und Brahms bis hin zu einer lebendigen Wiedergabe von Bcethovens Diabelli-Variationen in ungebrochener Gestaltungskraft hören lassen. (Bridge)

↑DA CAPO