Stefan Askenase

1896 - 1985

Stefan Askenase stammte aus Lemberg und erhielt seinen ersten Klavierunterricht von seiner Mutter, die selbst Enkelschülerin von Franz Liszt war. In Wien studierte Askenase später beim Liszt-Zögling Emil von Sauer und nahm außerdem Kompositionsunterricht bei Joseph Marx.

Chopin und Mozart

Zwei Komponisten standen lebenslang im Mittelpunkt von Askenases künstlerischem Interesse: Mozart und Chopin. Als Chopin-Spieler beeinflußte er eine ganze Generation von Studenten - die bedeutendsten Askenase-Zöglinge sind Martha Argerich und Mitsuko Uchida.

Zwischen Kairo und Brüssel

Sein Lebensweg führte den Pianisten, der die übliche Reisetätigkeit weltbekannter Virtuosen bald satt hatte, nach Kairo, wo er während der britischen Regentschaft bereits als Lehrer tätig war, und später nach Brüssel, wo er, der polnische Jude, sogar die Zeit der deutschen Besatzung versteckt überlebte. Der unverwechselbar jüdische Humor hat Asekanse nie verlassen. Auch die Lebenslust nicht: Seine Studenten erinnerten sich stets an einen leidenschaftlichen kartenspieler und unermüdlichen Gesellschafts-Tiger, der nächtelang diskutieren - und auch unterrichten konnte. Schlaf schien er nicht zu brauchen.

Askenases Chopin-Aufnahmen sind von größter Eleganz, getragen von perlender Anschlagskultur und einem Sinn für farbige Klangentwicklug, die stets im Dienst transparenter Durchleuchtung des Stimmengewebes steht. Die Noblesse des Spiels verdeckt keineswegs dramatische, oft bedrohliche Untertöne der Musik. Die Serien der Polonaisen und Nocturnes (beide für Deutsche Grammophon) gehören zu den großen Chopin-Darstellungen der Interpretationsgeschichte.

↑DA CAPO