empfing der Dirigent Bruno Walter vom Geigenspiel des jungen Yehudi Menuhin. Und Dirigentenkollege Fritz Busch ergänzte:
Die technische, geistige und musikalische Vollkommenheit seines Spiels war unvorstellbar.
Fritz Buschs Bruder Adolf wurde zu Menuhins geigerischem Ziehvater. Er betreute die violinistische Karriere des Wunderkinds aus New York und sorgte für eine musikalische Erziehung im Geiste der deutschen Musiziertradition. Menuhin, aufgewachsen in San Francisco, hatte mit dem dortigen Symphonieorchester scho als Siebenjähriger debütiert. Er war erst elf, als er nach Europa kam und zunächst von George Enescu in Paris unter seine Fittiche genommen wurde.
Debüts mit Fritz Busch
Von Enescu empfing er nach eigener Aussage die wichtigste künstlerische Prägung. Unter Fritz Buschs Leitung feierte er seine ersten Triumphe als Solist in Deutschland und England.
Das Debüt in Berlin ist legendär: Am 12. April 1929, knapp vor seinem 13. Geburtstag, spielte Menuhin innerhalb eines Konzerts Bachs E-Dur-Konzert und die Violinkonzerte von Beethoven und Brahms.
1934 spielte Menuhin erstmals unter der Leitung Arturo Toscaninis in New York. Im selben Jahr begann er mit seiner damals 14jährigen Schwester Hepzibah zu konzertieren. Die Tourneen der beiden wurden zu Legenden.
Doch zog sich Menuhin noch vor seinem 20. Geburtstag für zwei Spielzeiten von den Konzertpodien zurück, um an sich zu arbeiten.
Es war vorauszusehen, daß er Schwierigkeiten bekommen würde, denn Yehudi
hat schon so früh über alle Gaben geboten, die ihm die Natur geschenkt hatte.
meinte Fritz Kreisler. Und die Rezensenten beklagten bald eine merkliche Trübung der technischen Perfektion. Es war stets die Musikalität und die Gabe, zum Klingen zu bringen, was zwischen den Notenzeilen zu ahnen war, wodurch das Spiel dieses Interpreten sich auszeichnete. Virtuosen-Geklingel war ihm fremd. Stattdessen betonte er die humanistische Aufgabe des Musikerberufs, eine Überzeugung, die er auch wiederholt schriftlich niederlegte.
Charakteristisch für seine Persönlichkeit war die Handreichung nach 1945: Als einer der wenigen prominenten jüdischen Musiker war er nach dem Zweiten Weltkrieg bereit, in Deutschland aufzutreten: Sein Auftritt im zerbombten Berlin unter der Leitung Wilhelm Furtwänglers ist in die Geschichte eingegangen.
Yehudi Menuhin Handreichung nach 1945 war die historische Tat eines Humanisten: Nach dem legendären Comeback auf den Trümmern des zerbombten Berlin ging Yehudi Menuhin mit Wilhelm Furtwängler und dem Philharmonia Orchestra auch ins Plattenstudio, um das Beethoven-Konzert aufzunehmen - es wurde eine der meistverkauften Schallplattenaufnahmen dieses Werks.
Der späten Partnerschaft mit Furtwängler verdanken wir auch ein herausragendes Dokument der Rezeption damals Neuer Musik: Von Béla Bartóks großem Violinkonzert haben die beiden Interpreten eine leidenschaftliche, hoch expressive Wiedergabe realisiert, die das Werk bedeutungsvoll in die Reihe der großen klassisch-romantischen Violinkonzerte der Musikgeschichte einreiht. Vorkämpfer einer analytisch-kühlen Sicht auf das Werk dieses Komponisten hörten diesen Deutungsversuch freilich kritisch.
Kammermusikalische Aufnahmen mit Wilhelm Kempff (DG) gehören zu den großen Dokumenten der Kunst dieser beiden Interpreten: verinnerlicht, uneitel, klar und seelenvoll wird da musiziert.