Ida Haendel

1928 - 2020


Ein reiches Erbe
an Aufnahmen
(documents)

Aus Polen gebürtig, war Ida Haendel eine Meisterschülerin von Carl Flesch und George Enescu.

Ihre Familie erkannte die Zeichen der Zeit früh genug: 1936 verließen die Haendels ihre polnische Heimat in Richtung Paris, um später in die Neue Welt zu fliehen: Von Kanada aus eroberte Ida Haendel buchstäblich die gesamte Musikwelt. Selbst Jean Sibelius schwärmte von der → Interpretation seines Violinkonzerts durch die sensible Virtuosin.

Die → Live-Aufnahme des Sibelius-Konzerts unter Karel Ancerl gehört tatsächlich zu den besonderen Einspielungen dieses Stücks, vor allem im völlig unsentimental gespielten Mittelsatz eher die gern überhörten »modernen« Aspekte als die Romantik betonend: Schon das scharf geschliffene, rhythmisch ungemein pointierte Eingangs-Statement der Solistin ist von außerordentlichem Zuschnitt; Ancerls klanglich klar abgestufte »Begleitung« nicht minder.


Haendels musikantischer Zugriff - bei aller technischen Brillanz der Terzparallelen und weiten Sprünge - hat im Finale etwas geradezu naturhaft Unmittelbares, beinah ungezügelt Improvisatorisches.(Supraphon)

Apropos Sibelius: Das Violinkonzert hat Ida Haendel auch unter Paavo Berglund mit Bournmouth Symphony aufgenommen (HMV/Warner), eine CD, auf der unter anderem auch noch die Es-Dur-Humoreske des Komponisten enthalten ist - und hier wird hörbar, daß diese Interpretin nicht nur über eine fabelhafte Technik verfügte, sondern auch über Humor . . .

In Paris war George Enescu Haendels Lehrer gewesen. Das Talent hatten die Eltern früh erkennen müssen: Ida brachte sich auf dem Instrument ihrer Schwester schon als Dreijährige das Geigenspiel selbst bei. Den letzten Schliff holte sie sich bei Carl Flesch. Als Enkelschülerin Leopold Auers reichte ihr stilistischer Horizont also zurück in die Romantik.

Doch nützte sie ihren puren, ungemein flexiblen Ton für ein breites Repertoire, nahm beispielsweise mit Vladimir Ashkenazy Werke ihres Lehrers Enescu auf und – ebenso vorbildlich – scheinbar Sprödes aus der Feder von Béla Bartók: Musikantentum edelster Sorte sicherte ihr alle Ehren noch im hohen Alter.  

Einen erstaunlichen Beweis ihres Könnens lieferte Ida Haendel noch in den Neunzigerjahren, als sie auf dem Label Testament eine makellose, interpretatorisch wohl austarierte Bach-Aufnahme auf LP vorlegte.



↑DA CAPO