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Jelly d'Arányi

1893 - 1966

Die ungarische Geigerin wurde zunächst als Pianistin ausgebildet, wechselte aber nach Studien an der Budapester Akademie bei Jenö Hubay ihr Hauptinstrument und wurde zu einer weltweit angesehenen Violinvirtuosin.
Ihr Leben an der Seite ihres Klavierpartners, des Australiers Frederick Kelly endete abrupt mit dessen Soldaten-Tod im Ersten Weltkrieg: Kelly fiel 1916 bei Gallipoli. Eine nach der umkämpften Hafenstadt benannte Violinsonate aus seiner Feder war Jelly d'Aranyi gewidmet.
Ab 1923 lebte die Geigerin, die nie wieder geheiratet hat, in London.
Für sie komponierte ihr Landsmann Béla Bartók seine beiden Violinsonaten. Maurice Ravel widmete ihr 1924 seine Rhapsodie Tzigane, die in einer Version für Violine und Klavier und in einer für Violine und Orchester vorliegt und jeweils mit einem ausgiebigen langsamen, ungemein vertrackten Solo-Abschnitt für Violine allein beginnt.

Wie Jelly d'Arányi diese Art »zigeunerischen« Repertoires bewältigte, darüber gibt eine der wenigen erhaltene Aufnahmen Aufschluß: Die Geigerin musiziert mit hinreißendem Schwung bis hin in die gewagten Portamenti und bewahrt satte Tongebung bis in die ganz leicht und locker hingeworfenen Ziernoten.

Aufnahmen

Eine bezaubernde Aufnahme von Schuberts B-Dur-Klaviertrio mit Dame Myra Hess und Felix Salmond hat sich erhalten, in der alle drei Musiker immer wieder zu schwebender Leichtigkeit finden, ohne daß der Ton an Gehalt, an Körper einbüßen würde oder die große Linie unterbrochen würde. Hier färbt d'Arányis satter Geigenklang mit dem hellen Timbre von Salmonds Celloton zum farblich perfekt abgestimmten Duett. Die Einspielung entstand in den frühen Dreißigerjahren und war das Debüt von Myra Hess im Aufnahmestudio der amerikanischen »Columbia«. Hess und d'Arànyi gingen auch mit Gaspar Cassadó ins Studio, um das C-Dur-Trio von Johannes Brahms aufzunehmen. Das Label Pristine hat die beiden Aufnahmen, die zu den wenigen erhaltenen Dokumenten der Kunst der Geigerin gehören, auf einer CD wieder zugänglich gemacht.

Spiritismus

Jelly d'Arányis interpretatorischem Charme konnten sich die Zeitgenossen nicht entziehen. Auch Ralph Vaughan Williams und Gustav Holst komponierten für d'Arányi. Holsts Doppelkonzert entstand für Jelly und ihre Schwester, die ebenfalls dem Okkultismus zugetan war. Bei spiritistischen Sitzungen meinten die beiden von Robert Schumann und Joseph Joachim (dessen Großnichten sie waren!) den Auftrag erhalten zu haben, Schumanns einst für Joachim komponiertes Violinkonzert wieder aufzuspüren und dem Konzertgebrauch zuzuführen.
Doch die Aufführungsrechte für dieses Werk lagen im damals feindlichen Deutschland, weshalb das Ius primae noctis an Georg Kulenkampff und den Dirigenten Karl Böhm fiel.

↑DA CAPO