Victor de Sabata

1892 - 1967

Jugend, frühe Karriere

De Sabata stammte aus Triest und absolvierte sein Musikstudium am Mailänder Konservatorium.
Erste Dirigenten-Positionen bekleidete er in Turin, Bolo- gna, Brüssel, Warschau und in seiner Heimatstadt.
Die erste Chefposition band den Dirigenten an Monaco.
* 1918 Monte Carlo

* 1927 Mailänder Scala
-- ab 1930 als Nachfolger Toscaninis Chefdirigent

* ab 1936/37 Gastdirigent der Wiener Philharmoniker
* 1939 Bayreuther Festspiele, Tristan
In seiner über zwei Jahrzehnte währenden Amtszeit als Nachfolger Arturo Toscaninis an der Mailänder Scala entwickelte sich Victor de Sabata zu einem der führenden Dirigenten seiner Zeit. Temperamentvoll und unerbittlich setzte er seine künstlerischen Vorstellungen in die Tat um. Ein Mitarbeiter in Mailand beschrieb ihn als
eine Kreuzung aus Julius Caesar und dem Teufel.

Einfluß auf junge Kollegen

Zwei Antipoden der jüngeren Dirigenten-Generation bekannten, von de Sabatas Kunst tief beeindruckt und beeinflußt worden zu sein: Sergiu Celibidache schloß sich im Bayreuther Festspielhaus über Nacht in eine Toilette ein, um anderntags die Probenarbeit de Sabatas belauschen zu können.
Und zu Herbert von Karajan, der de Sabata als eine der wirklichen Vorbilder bezeichnete, entwickelte sich eine Freundschaft. De Sabata sorgte dafür, daß der junge Kollege die letzten Kriegsmonate 1944/45 in Italien untertauchen konnte.


Imposanter Aufnahmen-Katalog

Die Tondokumente

Wie sein Zeitgenosse Wilhelm Furtwängler betrachtete sich Victor de Sabata zuallererst als Komponist, dann erst als Interpret.
Wie bei Furtwängler sah das die Umwelt anders. Auf Grund der extensiven Aufnahmetätigkeit von Arturo Toscanini sind von de Sabata aber vergleichsweise nur sehr wenige Tondokumente erhalten. Auch hat eine schwere Herzattacke die Karriere des Dirigenten schon Mitte der Fünfzigerjahre lahmgelegt.
Die Studioaufnahmen für Deutsche Grammophon können sich überdies an Spontaneität und Tempereament nicht mit den Livedokumenten vergleichen.
Was sich an Livemitschnitten erhalten hat, zählt in der Regel aber trotz teils miserablem Erhaltungszustand der Tonbänder - zu den herausragenden Interpretationen der jeweiligen Werke.


Unbestritten in die höchste Liga von Opern-Studioaufnahmen zählt de Sabatas Gesamtaufnahme von Puccinis Tosca mit Maria Callas, Giuseppe di Stefano und Tito Gobbi. Sie deokumentiert den Arbeitsstil de Sabatas, der auf absolute Perfektion bei gleichzeitig höchstem individuellem Ausdruck setzte: Die Callas mußte den Schlußsatz am Ende des zweiten Akts, E avanti a lui tremava tutta Roma dutzende Male wiederholen, ehe er den Vorstellungen des Maestros entsprach.




Ebenso legendär, wenn auch technisch deplorabel schlecht ist der anläßlich der Inaugurazione der Saison 1952/53 entstandene Livemitschnitt der Scala-Premiere von Verdis Macbeth, in der die Callas eine unvergleichlich differenzierte Darstellung der Lady Macbeth lieferte, von de Sabata in nervös-minutiöser Detailzeichnung begleitet.
Eine Aufnahme, die sich zu hören lohnt, auch wenn die Nebengeräusche und Tonaussetzer den Genuß erheblich trüben - einen besseren Macbeth wird man auf Tonträgern nicht finden.

Auch im Konzertsaal hat Victor de Sabata mitreißend dramatisch musizieren lassen. Singulär ist ein Mitschnitt einer Salzburger Festspiel-Aufführung von Richard Strauss Tondichtung Tod und Verklärung. Auch hier tröstet die Intensität des Orchesterspiels über die miserable Tonqualität hinweg: Die Agonie des Sterbenden, von der Strauss am Totenbett meinte, sie sei, wiewohl von einem jungen Mann komponiert, beängstigend realistisch getroffen, tönt bei keinem andern Dirigenten verzweifelter, auswegloser, dann wieder euphorischer als hier.



↑ DA CAPO