Spontini: Die Vestalin
La Scala, Inaugurazione 1993
Vestas Feuer leuchtet nicht allen
Die Mailänder Scala eröffnete heuer mit einer "Ausgrabung". Spontinis "Vestalin", seit Callas' Zeiten nicht mehr gespielt, gefiel unter Riccardo Mutis Leitung.
Das Stück, dessen simple Handlung durchaus unzeitgemäß von den Tugenden Keuschheit und Pflichtbewußtsein erzählt und noch dazu von Göttin Vestas Gnaden ein Happy End findet, galt Anfang des vorigen Jahrhunderts als die Repräsentationsoper in Paris. Es wurde dort gegeben, wann immer etwas zu feiern war, gleich, ob der jeweilige Machthaber gerade Napoleon oder Ludwig hieß.
Gezimmert ist es nach französischem Gusto, mit für heutige Begriffe enervierenden Ballettfinali im ersten und dritten Aufzug, aber auch einem dramaturgisch wie musikalisch hinreißend gebauten, packenden Mittelakt. Der macht nicht nur staunen, weil der Rest der Komposition keineswegs auf solcher Höhe steht.
Für die zentrale Auseinandersetzung zwischen der Titelheldin und deren Geliebten, über welcher sie ihre Aufgabe, das Feuer der Vesta zu hüten, vergißt, fand Gaspare Spontini nämlich expressive musikalische Topoi, derer sich später Meister wie Rossini oder Verdi bedienen sollten.
Das fasziniert den Hörer, wenn ein Dirigent wie Muti mit seinem nervös alle Ausdrucksgesten ausformulierenden Orchester tönende Leidenschaften schürt. Selbst dann, wenn eine Vestalin wie Karen Huffstodt nur eine tapfere Leistung bietet, ungefähr allen Noten der Partitur angenähert, aber in keinem Moment über den Dingen stehend, gestaltend.
Und doch packt die Musik in ihrem frühromantisch-revolutionären Geist. Nur die Ballette bremsen das, was wir Heutigen unter dramatischem Impetus verstehen, gewaltig. Muti nützt sie zwar, das Scala-Orchester leichtfüßig und brillant musizieren zu lassen. Die Choreographie von Amedeo Amodio hingegen scheint eher für das Bodenpersonal der Mailänder Kompanie entworfen. Lediglich Carla Fracci und Gheorghe Iancu leisten sich elegante, respektive kraftvolle Höhenflüge.
Inszeniert ist auch worden. Liliana Cavani betrachtete ihre Aufgabe als eine Art höherer Form von Auslagendekor. Sie stellte Arrangements im Stile der Enstehungszeit der Oper nach. Die Bilder Margherita Pallis, artifiziell aus Fragmenten von Triumphbögen und Tempeln kompiliert, heben sich zum Teil in assoziative Sphären.
So hat Mailand etwas zum Schauen. Und es kann, wenn es sich die Sänger wegdenkt, sehr viel Erstaunliches hörend entdecken. Es hat dieses Angebot zur Premiere mit Grandezza zur Kenntnis genommen. Viel weniger Glanz im Zuschauerraum, viel matterer Protest innerhalb wie außerhalb der Scala sind für die Chronisten darüber hinaus zu verzeichnen.
Das Stück, dessen simple Handlung durchaus unzeitgemäß von den Tugenden Keuschheit und Pflichtbewußtsein erzählt und noch dazu von Göttin Vestas Gnaden ein Happy End findet, galt Anfang des vorigen Jahrhunderts als die Repräsentationsoper in Paris. Es wurde dort gegeben, wann immer etwas zu feiern war, gleich, ob der jeweilige Machthaber gerade Napoleon oder Ludwig hieß.
Gezimmert ist es nach französischem Gusto, mit für heutige Begriffe enervierenden Ballettfinali im ersten und dritten Aufzug, aber auch einem dramaturgisch wie musikalisch hinreißend gebauten, packenden Mittelakt. Der macht nicht nur staunen, weil der Rest der Komposition keineswegs auf solcher Höhe steht.
Für die zentrale Auseinandersetzung zwischen der Titelheldin und deren Geliebten, über welcher sie ihre Aufgabe, das Feuer der Vesta zu hüten, vergißt, fand Gaspare Spontini nämlich expressive musikalische Topoi, derer sich später Meister wie Rossini oder Verdi bedienen sollten.
Das fasziniert den Hörer, wenn ein Dirigent wie Muti mit seinem nervös alle Ausdrucksgesten ausformulierenden Orchester tönende Leidenschaften schürt. Selbst dann, wenn eine Vestalin wie Karen Huffstodt nur eine tapfere Leistung bietet, ungefähr allen Noten der Partitur angenähert, aber in keinem Moment über den Dingen stehend, gestaltend.
Blasses Sängerpaar
Auch ihr Partner, Anthony Michaels-Moore, der eine ehemalige Corelli-Partie ins Baritonale verlagert, bleibt blaß, läßt aber immerhin mit schönem, gepflegtem Material aufhorchen. Unter den übrigen Sängern besticht diesmal nur die Darstellerin der Hohepriesterin, Denyce Graves, die ihrer Stimme auch etliche Charakterisierungsnuancen abzutrotzen weiß. Patrick Raftery oder Dimitri Kavrakos dagegen reduzieren ihre eigentlich dankbaren Aufgaben auf das Niveau von allzu ausschweifenden Stichwortbringern.Und doch packt die Musik in ihrem frühromantisch-revolutionären Geist. Nur die Ballette bremsen das, was wir Heutigen unter dramatischem Impetus verstehen, gewaltig. Muti nützt sie zwar, das Scala-Orchester leichtfüßig und brillant musizieren zu lassen. Die Choreographie von Amedeo Amodio hingegen scheint eher für das Bodenpersonal der Mailänder Kompanie entworfen. Lediglich Carla Fracci und Gheorghe Iancu leisten sich elegante, respektive kraftvolle Höhenflüge.
Inszeniert ist auch worden. Liliana Cavani betrachtete ihre Aufgabe als eine Art höherer Form von Auslagendekor. Sie stellte Arrangements im Stile der Enstehungszeit der Oper nach. Die Bilder Margherita Pallis, artifiziell aus Fragmenten von Triumphbögen und Tempeln kompiliert, heben sich zum Teil in assoziative Sphären.
So hat Mailand etwas zum Schauen. Und es kann, wenn es sich die Sänger wegdenkt, sehr viel Erstaunliches hörend entdecken. Es hat dieses Angebot zur Premiere mit Grandezza zur Kenntnis genommen. Viel weniger Glanz im Zuschauerraum, viel matterer Protest innerhalb wie außerhalb der Scala sind für die Chronisten darüber hinaus zu verzeichnen.