Kirill Kondraschin
1914-1981
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Die Musikwelt wurde auf Kirill Kondraschin aufmerksam, weil er der Dirigent jener Aufführung von Tschaikowskys b-Moll-Klavierkonzert war, mit der Van Cliburn 1958 den Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb gewann. Das politisch brisante Urteil der Jury inmitten des Kalten Kriegs zwischen den USA und der Sowjetunion bescherte der Schallplatten-Aufnahme dieses Konzerts eine Millionenauflage. Van CLiburn und Kondraschin tourten in der Folge durch die westliche Welt und nahmen auch Rachmaninows d-Moll-Konzert für Schallplatten auf. Ein Mitschnitt einer gemeinsamen Moskauer Aufführung von Brahms B-Dur-Konzert 1972 wurde zu einem willkommenen »Nachzügler«. Sechs Jahre später nutzte der Dirigent die Chance und suchte während eines Gastspiels in den Niederlanden um politisches Asyl an. Er kehrte nicht mehr in die UdSSR zurück und wurde postwendend zum Chefdirigenten des Concertgebouw Orchesters in Amsterdam ernannt, das er fortan Seite an Seite mit Bernard Haitink führte. Für große Projekte im Westen blieb dem Künstler allerdings nicht mehr viel Zeit. Eine Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern kam nicht über das Anfangsstadium hinaus. Den Posten als Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks konnte er nicht mehr antreten: Am Tag einer Aufführung von Gustav Mahlers Erster Symphonie mit dem NDR-Orchester im Frühjahr 1981 erlitt Kirill Kondraschin eine Herzattacke.