Anton Guadagno

1923-2002

Er war der Inbegriff eines italienischen Maestros. Ungestümes Temperament, kapellmeisterisches Handwerk, von der Pike auf gelernt, aus diesen Ingredienzien mixte er seine zahllosen Auftritte in den großen Opernhäusern der Welt.

An der Met in New York, an Covent Garden in London, in München, Berlin und selbstverständlich auch in der Arena von Verona: Anton Guadagno war Garant für zündende Italianità - nicht immer ganz präis, vielleicht, aber immer mit Feuer!

29 Jahre lang war er auch Wien verbunden, wo er zuletzt unter anderem Aufführungsserien von Verdis "Sizilianischer Vesper" und "Maskenball" dirigierte. Für seine Verdienste wurde er wenige Monate vor seinem Tod mit der Verleihung des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst geehrt.

Leidenschaft für Stimmen

Immer, wenn Anton Guadagno ans Pult ging, spürt man die Leidenschaft dieses Künstlers für die menschliche Stimme. Sie zu begleiten, sie zu fordern, ihr den rechten orchestralen Stimulans zu verleihen, das war sein Metier.

Gelernt hat er das zunächst als Korrepetitor, zunächst sogar noch unter den Augen eines Altmeisters wie Umberto Giordano. Danach begleitete er als Dirigent bald Stars wie Renata Tebaldi und Franco Corelli. Als Mario del Monaco seine letzte Vorstellung an der Wiener Staatsoper sang, stand, selbstverständlich, möchte man sagen, Guadagno am Pult.

Sängern wie Luciano Pavarotti oder Placido Domingo war er von Beginn ihrer Karrieren an ein willkommener Partner. Mit dem Opernpaar Angela Gheorghiu und Roberto Alagna unternahm er rund um die Jahrtausendwende eine Japan-Tournee. Die beiden konnten sich auf seine Fähigkeiten als umsichtiger Begleiter und seine Reaktionsgeschwindigkeit verlassen.

Noch am Vorabend seines überraschenden Todes dirigierte Anton Guadagno eine Vorstellung der Freiluftproduktion von Verdis "Otello" im burgenländischen St. Margareten. Am Tag darauf erlitt der 79jährige einen Herzanfall, dem er innerhalb von 24 Stunden erlag.

Mit den Kräften der Wiener Volksoper produzierte Guadagno auch Schallplatten-Aufnahmen, darunter finden sich Raritäten wie die erste Stereo-Aufnahme von Puccinis Le Villi mit Barry Morell, Adriana Maliponte und Matteo Manuguerra. (RCA)

Als Renata Tebaldi daranging, für Decca eine Weihnachts-Platte aufzunehmen, fiel ihre Wahl auf Anton Guadagno, der sie schon im Opernhaus so oft liebevoll begleitet hatte.

↑DA CAPO