Zdeněk Chalabala
1899-1962
Dvořáks Märchen
In keiner gut sortierten Diskothek darf die Aufnahme der vier Märchen-Tondichtungen Antonin Dvořáks fehlen, die späten symphonischen Werke des Komponisten, entstanden nach der berühmten Symphonie aus der Neuen Welt und voll von herrlicher Musik, die Chalabala mit der Tschechischen Philharmonie in den Fünfzigerjahren mit einer klanglichen Fabulierlust aufgenommen hat, deren Unmittelbarkeit nie wieder erreicht wurde.Die Opernaufnahmen Chalabalas gehören für Kenner seit jeher zu den wichtigsten Dokumenten der Prager Musiziertradition, wenn auch allesamt in Mono-Zeiten entstanden, halten sie doch interpretatorische Leistungen fest, deren damals selbstverständliche Stilsicherheit heute als bestaunenswert gelten, weil sie ausgestorben sind. So sollte man - bei allen technischen Unzulänglichkeiten - die Verkaufte Braut und Rusalka in Chalabalas Aufnahme gehört haben, um zu wissen, wie den Sängern und Musikanten einst der sprichwörtliche Schnabel gewachsen war.
Dvořáks Teufelskäthe, anders als die beiden anerkannten Meisterwerke in Stereo-Zeiten nur noch lustlos dokumentiert, fand mit Chalabala einen engagierten Anwalt, der den Humor dieser Komödie lustvoll auskostete, Ensemble und Orchester der Prager Oper zu einer animiert-verschmitzten, immer seelenvollen Leistung anspornte. Bis heute ein Plädoyer für eine der liebenswertesten Opern des böhmischen Repertoires.
Am andern Ende der musikalischen Ausdrucksskala: Die packende Aufnahme von Mussorgskys Liedern und Tänzen des Todes durch den machtvollen Baß Kim Borg, den Chalabala mit dem Orchester des Prager Nationaltheaters ungemein expressiv begleitet.