Fritz BUSCH
1890 - 1951
Einer der großen Dirigenten, die gezwungen waren, Deutschland nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zu verlassen, obwohl sie nicht unter die perfiden »Rassegesetze« fielen: Aufführungen des Dresdner Generalmusikdirektors Fritz Busch wurden von Störtrupps unterbrochen oder konnten wegen Attacken auf den Dirigenten erst gar nicht stattfinden. Der Uraufführungs-Dirigent mehrerer Richard-Strauss-Opern und Vorkämpfer der Verdi-Renaissance, hatte die Semperoper seit dem Abgang Fritz Reiners musikalisch geführt. Bis zu 100 Aufführungen pro Spielzeit leitete er selbst. Nach den unflätigen und persönlichen Attacken gegen seine Person verließ er 1933 sein Heimatland. Göring, damals preußischer Innenminister, versuchte noch, Busch zu halten, doch kam es zum Disput, als der Politiker dem Dirigenten, der meinte, keinem jüdischen Kollegen einen Posten wegnehmen zu wollen, drohte. Angeblich soll Busch gesagt haben:
An einem von mir dirigierten, erzwungenen »Tannhäuser« werden Sie keine Freude haben. So etwas stinklangweiliges haben Sie noch nie gehört.
Just von der Tannhäuser-Ouvertüre gibt es ein Videodokument, das Buschs zündende Interpretation hören läßt...
Nach seiner Ausreise aus Deutschland begründete Busch in England mit Carl Ebert das Glyndebourne Festival und produzierte dort nicht zuletzt vollkommen stimmige Mozart-Aufführungen, deren Livemitschnitte nach wie vor zum besten gehören, was die Mozart-Interpretationsgeschichte zu bieten hat.
Nach Aufführungen in Buenos Aires wurde Busch argentinischer Staatsbürger. Ab 1940 mied Busch jegliches Engagement in Europa, um vorrangig in den Vereinigten Staaten zu musizieren, wo er 1945 sogar zum Musikdirektor der Metropolitan Opera aufstieg. Er wohnte in einem Haus in Riverdale, New York, von wo aus die ganze USA bereiste. Einige Mitschnitte aus Chicago oder Boston zeugen von seiner Tätigkeit.
Anfang der Fünfzigerjahre versuchte Busch wieder in Deutschland und Österreich Fuß zu fassen, machte auch etliche Schallplattenaufnahmen, ohne wirklich an frühere Erfolge anschließen zu können. Dieses Schicksal teilte er mit seinem Bruder Adolf, der vor dem Krieg als der deutsche Geiger gegolten hatte.
Die Stadt Dresden hat sich erst posthum für den Hinauswurf ihres Generalmusikdirektors »entschuldigt« und ehrt nun Jahr für Jahr einen Künstler, der sich um Dresden verdient gemacht hat, mit der Verleihung des Fritz-Busch-Preises.
Aufnahmen
Die letzten Schallplatten-Einspielungen Fritz Buschs entstanden in Wien unter der Aufnahmeleitung des nachmaligen legendären »Opernführers« Marcel Prawy für das amerikanische Label Remington. Daruner befinden sich Aufnahmen der Eroica und der Achten Symphonie mit dem Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester, das Busch zum Ehrenmitglied machte, und der Siebenten mit den Wiener Symphonikern, die live mitgeschnitten wurde. Zuletzt ging man noch für eine Aufnahme von Haydns Symphonie Die Uhr (Nr. 101) ins Studio.
Eine hinreißende Wiedergabe von Haydns Symphonie Nr. 88 war für HMV bereits 1949 in Kopenhagen entstanden, wo sich im Rundfunkarchiv einige schöne Busch-Mitschnitte und Studioproduktionen erhalten haben.
1951 gastierte Busch auch in Hamburg. Dabei entstand eine zwar nicht vollständig erhaltene, aber in ihrem fragmentarischen Zustand zum Trotz dennoch bis heute unübertroffene Referenzeinspielung von Max Regers Hiller-Variationen, die aus der als spröd geltenden Partitur erstaunliche Klangzaubereien herausholt und die jähen Stimmungsschwankungen des Werks zu höchstem dramaturgischem Effekt nutzt.