Franz Bauer- Theußl
1928 - 2010
April 2010
Ein wienerischer Kapellmeister und Wissender des Musiktheaters, der allein an der Volksoper 3000 Mal dirigiert hat.
Er konnte furchtbar böse dreinschauen und dabei in scheinbar mürrischem Redefluss eine so hintergründig witzige Bemerkung machen, daß eine ganze Abendgesellschaft in spontanes Gelächter ausbrechen mußte. Dann hatte er fast unmerklich in sich hinein gelächelt: Diese Pose konnte mancher Wiener Musikfreund bei Franz Bauer-Theussl auch beobachten, wenn er am Dirigentenpult stand und einem Sänger gerade eine Passage besonders gut gelungen war - sonst blieb er beim „Pokerface”, denn er wußte, wie viele Asse der Komponist seinen Interpreten jeweils in die Ärmel gesteckt hatte; und er freute sich, wenn eines souverän ausgespielt wurde.
Er wußte aber auch, wie man ganz gewöhnlichen Repertoirevorstellungen, also jenen, in denen mit weniger hohem Einsatz gespielt werden muß, den höchstmöglichen Charme, zumindest aber einen professionellen Ablauf, sichert. Sein Handwerk hat er wie kaum ein Zweiter beherrscht.
Als Pianist war er Schüler von Clemens Krauss gewesen: Dem Begründer der Wiener Neujahrskonzerte lag ein Strauß-Walzer so sehr am Herzen wie eine Wagner-Oper. So verschrieb sich denn auch der Schüler zeitlebens dem Musiktheater jeglicher Couleur mit ganzer Kraft. Franz Bauer-Theussl wußte, daß eine „Fledermaus”-Rosalinde schwerer zu singen ist als manche hochtrabende Primadonnenpartie im Opernfach. Und er wußte vor allem, wie man einer Sopranistin am Abend helfen konnte - entweder die Hürden zu nehmen, auch wenn sie gerade nicht bei Stimme war; oder den Csárdás mit genau jenem Atemzug zu beenden, der ein fulminantes hohes D nebst passendem Applaus garantierte.
Via Amsterdam an die Volksoper
Das Dirigieren hatte Franz Bauer- Theussl zunächst am Salzburger Lan destheater erprobt, wo er beim Ballett auch seine Lebenspartnerin fand. Er wechselte danach als Generalmusikdirektor nach Amsterdam, um zuletzt an die Wiener Volksoper zu gehen: Dort fand er seine Bestimmung. Mehr als 3000 Mal stand er im Orchestergraben. Sein Repertoire reichte von der „Gräfin Mariza” bis zu Franz Schmidts „Notre Dame”. Ein Stück, das er nicht über Nacht hätte übernehmen können, gab es im Spielplan nicht.
Der Musikant Bauer-Theussl wurde einem viel größeren Kreis zum Begriff, weil er an der Seite von Heinz Conrads zur Rundfunklegende wurde, wenn es Sonntag für Sonntag hieß: „Was gibt es Neues?” International kannte man ihn als Leiter eines Johann-Strauß-Ensembles, mit dem er einen Gutteil des Dreivierteltaktschaffens des Walzerkönigs für das ORF-Archiv aufnahm. Außerdem war er Mitbegründer der Seefestspiele Mörbisch.