Rudolf BARSCHAI
1924 - 2010
Barschai studierte Geige am Moskauer Konservatorium bei Wadim Borisowskij und war zunächst vor allem als Kammermusiker aktiv. Mit Leonid Kogan und Mstislaw Rostropowitsch spielte er Streichtrio und war Mitglied der Erstbesetzung des Moskauer Borodin-Quartetts, dem er sieben Jahre lang angehörte.
1953 wechselte er endgültig ans Dirigentenpult. Er gründete unter dem Eindruck eines deutschen Kammerorchesters, das im Rahmen des ersten offiziellen Staatsbesuchs eines deutschen Bundekanzlers in Moskau nach dem Krieg gastierte, das Moskauer Kammerorchester, das unter seiner Führung Weltruhm erlangte. Das Repertoire bestand vor allem aus dem großen Kanon der westlichen späten Barockmusik und Wiener Klassik. Aufnahmen entstanden von Bachschen Concerti, von Werken Haydns und Mozarts (die Symphonien 29-41) zum Teil mit exzellenten Solisten von Kogan bis Oistrach.
Mit der Billigung seines ehemaligen Kompositionslehrers Dmitri Schostakowitsch arrangierte Barschai dessen Achtes Streichquartett in chorischer Streicherbesetzung, eine Version, die sich bis heute größter Beliebtheit erfreut.
Nach seiner Emigration nach Israel, 1977, fungierte Barschai auch als Dirigent großer westlicher Symphonieorchester, vor allem aber formte er das Israel Chamber Orhestra zu einem international renommierten Klangkörper.
Mit Swjatoslaw Richter musizierten Barschai und sein Kammerorchester regelmäßig. Die erhaltenen Mitschnitte von Mozart-Aufführungen in dieser Konstellation verraten viel über das stilistische Selbstverständnis der wichtigsten Musiker im Rußland der Nachkriegszeit: Man musiziert mit sattestem Ton, ohne es aber an Leichtigkeit und Witz fehlen zu lassen. (Beides droht in der Ära der Originalklang-»Verschlankung« abhanden zu kommen, der satte Ton bewußt, der Witz als Kollateralschaden...)