Harriet Krijgh

im Gespräch -- 28. Juni 2016

Die Cellistin über ihr Festival auf Burg Feistritz, über kindliche musikalische Prägungen und große Karrierechancen.


Harriet & Friends heißt das Musikfestival, das die junge Cellistin seit Jahren auf der elterlichen Burg Feistritz im südlichen Niederösterreich veranstaltet.
»Ich weiß, es gibt so viele Festivals, aber dieses ist etwas ganz Besonderes,« sagt die Künstlerin gleich zu Beginn des Gesprächs

»Ganz besonders« war es schon im ersten Jahr, denn da war die Initiatorin gerade einmal 19 Jahre jung. Doch galt sie unter Wiener Musikfreunden bereits damals als Geheimtipp: So subtil und anrührend bringt nicht bald ein Cellist sein Instrument zum Klingen, hieß es - und wer die ersten Auftritte Harriet Krijghs in den »neuen Sälen« des Wiener Musikvereins besuchte, fand die Vorauspropaganda bestätigt.

Vom »neuen« in den goldenen Saal

Mehr noch: Das Liveerlebnis übertraf die hochgeschraubten Erwartungen. Auch bei den Veranstaltern.

Selten hat ein Nachwuchsstar den im Musikverein auch wörtlich zu verstehenden Aufstieg so rasch bewältigt wie diese, 1991 in Holland geborene Musikerin: Vom Gläsernen Saal ging es in den Brahmssaal, im Jahr darauf schon zu einem Orchesterkonzert in den Großen Saal.

In selten so rasch hergestellter Eintracht schickten Gesellschaft der Musikfreunde und Konzerthausgesellschaft Harriet Krijgh im Zyklus Rising Stars als Kandidatin Wiens um die Welt.

Kein Wunder, dass es der jungen Cellistin immer leichterfällt, gleichgesinnte Kollegen für ihr Festival zu finden, in dem sie unterschiedlichste, jeweils spontan zusammengestellte Kammermusik-Paarungen arrangiert, um auch selten gespielte Werke großer Meister zum Klingen zu bringen.

Da steht dann Antonín Dvořáks aufgrund der Besetzung selten gespieltes Quintett op. 77 neben Stücken von Anton Arenski und Phillip Glass. Oder Olivier Messiaens Quatuor pour la fin du temps neben den beiden wunderbaren Liedern op. 91 von Johannes Brahms, für die Harriet Krijgh als Solistin zu Angelika Kirchschlager und Florian Krumpöck stieß; überdies Lieder von Alma und Gustav Mahler sowie Erich W. Korngold.

Beschützt von »drei älteren Jungs«

Das Musizieren war bei den Krijghs ganz selbstverständlich: »Ich habe es bei meinen Brüdern kennengelernt«, sagt die einzige Tochter der Familie. "Ich bin die Jüngste", erzählt sie, »und habe bei den drei Jungs Ellbogentechnik gelernt. Aber andererseits bin ich von denen doch sehr beschützt worden und war inspiriert von dem, was die gemacht haben. Ich durfte zu den Geigenstunden meines ältesten Bruders mitfahren.«

Das war prägend und schmiedete die Krijgh-Kinder zusammen: »Wir machen heute noch mehrmals pro Jahr miteinander Musik.« Hausmusik mündet für sie daher sozusagen ganz natürlich ins professionelle Konzertleben. Auf das blutjunge Mitglied des Luzerner Festspielorchesters wurden Kenner sogleich aufmerksam.

Gerhard Schulz und dessen Frau, Lilia Bayrova, überredeten die so ungemein Talentierte, nach Wien zu übersiedeln. Mit 14 war sie da - und Lilia Schulz-Bayrova wurde zur geliebten Lehrerin: »Sie hat sich weit über das normale Maß hinaus meiner angenommen und war immer für mich da«, resümiert Harriet Krijgh die ersten Wiener Jahre, in denen sie "wie eine Besessene gearbeitet" habe, »bis zu zehn Stunden am Tag, wenn es neben der Schule möglich war.«

Dass es sie nach Wien verschlagen hat, bezeichnet die Künstlerin in jeder Hinsicht als Glücksfall, denn ihre »Ausbildung« habe sie quasi ganzheitlich absolvieren können, nicht nur als Instrumentalistin: »Mehrmals pro Woche kann man hier ja Konzerte besuchen, die Oper oder Ausstellungen« und komme mit allen Meisterwerken in Berührung - bis man sie selbst spielen darf . . .

↑DA CAPO