Symphonie Nr. 1 c-Moll
Felix Mendelssohn-Bartholdy
Die Numerierung von Mendelssohns Symphonien gibt Rätsel auf, denn sie entspricht ganz und gar nicht der Chronologie der Entstehung der Werke. Im Falle der Nummer 1 stimmt immerhin die Tatsache, daß mit diesem Werk die Reihe jener Symphonien beginnt, die der Komponist zur Veröffentlichung freigeben wollte. Zuvor waren bereits zwölf später sogenannte Jugendsymphonien für Streicher entstanden, in denen sich Mendelssohn mit der symphonischen Form experimentierend und in starker Anlehnung an Vorbilder auch aus der Vorklassik und dem Barock auseinandergesetzt hat.
Die c-Moll-Symphonie von 1824 gehört insofern noch in die Reihe dieser Jugendsymphonien als sie vom Komponisten im Autograph, das sich in einer Londoner Sammlung erhalten hat, ausdrücklich als Symphonie Nr. XIII bezeichnet wurde. Allerdings beschloß Mendelssohn 1835, das Werk als Erste Symphonie in Druck zu geben. Tatsächlich unterscheidet sich die Erste von den zwölf Vorgängerstücken durch die starke Disziplinierung der Formgebung nach klassischem Vorbild. Wo in den Frühwerken immer wieder gelehrige kontarpunktische Passagen, kleine Fugen und Fugati erscheinen, herrscht hier das klassische Sonatenprinzip, vor allem im Kopfsatz mit seinen dialogischen dramaturgischen Strukturen deutlich an Beethoven orientiert, im Andante schon ganz im Tonfall des Meisters der Lieder ohne Worte, während sich im Menuett deutlich das Vorbild von Mozarts großer g-Moll-Symphonie ausmachen läßt. Im Finale kehren dann die fugierten Ansätze der frühen Streicher-Symphonien wieder, allerdings formal gezähmt und in den großen kompositorischen Zusammenhang integriert.
Aufnahmen
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