Streichquartett F-Dur op. 135
1826
Allegretto
Vivace
Assai lento, cantante e tranquillo
Grave, ma non troppo tratto – Allegro
Beethovens Verleger Schlesinger überliefett die (möglicherweise wirklich authentische) Geschichte, daß der Komponist nur auf sein Drängen hin sein letztes, viersätziges Streichquartett vollendete. Angeblich sind die im Autograph eingetragenen Zitate
Muß es sein?auf diese Konfrontation von Verlegerinteressen und Beethovens traurige Verfassung in den letzten Lebensonaten bezogen.
Es muß sein!
Das Quartett entstand in einer Phase der bereits schwer angeschlagenen Gesundheit Beethovens und in einer seelischen Krise, ausgelöst durch den Selbstmordversuch seines Neffen Karl, dessen Vormund Beethoven war. Erst als der Neffe auf eigenen Wunsch eine militärische Karriere beginnen durfte, hatte Beethoven - seiner schweren Krankheit zum Trotz - wieder Muße, sich seinem Schaffen zuzuwenden. In dieser Phase entstand das in entrückter Des-Dur-Schönheit beginnende - und wieder dorthin zurückführende Adagio des Werks, Beethovens letzter großer langsamer Satz, der stilbildend werden sollte für Nachfolger wie Anton Bruckner oder Gustav Mahler (bei beiden Meistern finden sich verwandte Passagen, etwa in Bruckners f-Moll-Messe, vor allem aber (einen Halbton nach oben transponiert - im Finale von Mahlers Dritter Symphonie
Die Überschrift zum Finalsatz lautet dann im Autograph:
»Der schwer gefaßte Entschluß«und auf die in der Grave-Introduktion gestellte Frage
Muß es sein?antwortet dann das Allegro aufgeräumt und in geradezu weltentrückter Leichtigkeit
Es muß sein!. Womit sich Beethoven charmant von der Welt verabschiedet hätte, wenn ihn nicht die ratlosen Zeitgenossen und sein Verleger angespornt hätten, das allzu komplexe Finale seines Quartetts op. 130, die »Große Fuge« noch gegen ein leichter verständliches Stück zu tauschen: So wurde das nachkompnierte Schluß-Allegro des B-Dur-Quartetts zum »Schwanengesang« dessen pochende Achtel-Grundierung beinah den Charakter eines beißenden Totentanzes annimmt . . .