Quartett a-Moll op. 132
1825
Allegro ma non tanto
Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart.
Alla Marcia, assai vivace – Più Allegro
Allegro appassionato – Presto
Das a-Moll-Quartett ist, chronologisch gesehen, das zweite der drei für den Fürsten Galitzin komponierten Streichquartette, mit denen die letzte Phase von Beethovens Schaffen beginnt. Es entstand nach dem Quartett in Es-Dur (op. 127, 1825) und vor dem Quartett in B-Dur (op. 130, 1826). Wie bei allen späten Beethoven-Quartetten scheint die Form ins Extrem geweitet. Der langsame Satz steht neben den vergleichbaren Sätzen der sogenannten Hammerklaviersonate und in der Neunten Symphonie einen der längsten Adagio-Sätze - nicht nur Beethovens, sondern der gesamten klassisch-romantischen Literatur - dar. Dieses Adagio nimmt auch in harmonischer Hinsicht eine Sonderstellung ein, die sich schon im programmatischen Titel äußert:
Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen TonartHier erreicht die Anverwandlung historischer Kompositionspraktiken, die Beethoven verstärkt seit seiner Arbeit an der Missa solemnis studiert hatte, einen Höhepunkt. Wer das Stück unvorbereitet hört, gewinnt immer wieder den Eindruck, die einzelnen Abschnitte würden willkürlich in der »falschen Tonarte« zu Ende kommen. Die harmonische Struktur gründet auf dem lydischen Modus, in dem die Halbtöne irritierend anders liegen als in unseren gewohnten Skalen, Dur (ionisch) und Moll (äolisch). Vor allem der Halbtonschritt zwischen der vierten und fünften Stufe macht letztere für das im abendländischen Musikdenken seit dem Barock geschulte Ohr zum eigentlichen Grundton.
Daraus resultiert ein faszinierendedes akustisches Vexierspiel, in dem uns der Komponist - wohl sehr bewußt - immer wieder auf eine falsche Fährte lockt, um uns durch die melodische Entwicklung der Musik jeweils sanft auf andere Fährten zu führen.