Ludwig van Beethoven   

Die Violinsonaten

»Sonate für das Pianoforte mit Begleitung der Violine« heißt es in allen Druckausgaben klassischer Violinsonaten. Daß man diese Werke ab dem XX. Jahrhundert vor allem als Demonstrations-Vehikel für die Virtusität von Geigern betrachtet hat, darf als reine Geschichtsfälschung bezeichnet werden. Für Mozart und noch für Beethoven waren das Klaviersonaten mit Violinbegleitung!

In zeitgenössischen Drucken fehlte in der Klavierstimme sogar die heute übliche, kleiner gedruckte Zusatzzeile mit der Violinstimme. Interessant ist auch eine Briefstelle des Beethoven-Schülers Ferdinand Ries, der einmal schreibt, er hätte anläßlich einer Soiree Beethovens Sonate in a-Moll op. 23 gespielt, ein Werk, wie er schreibt, das man nicht oft hört. Einen Geiger nennt Ries nicht. Es wäre durchaus möglich, daß Ries das Werk als reine Klaviersonate aufgeführt hat!

Herausragende Gesamtaufnahmen

Auf der immensen Fülle von Aufnahmen dieser Werke seien nur einige herausragende genannt.

Zino Francescatti hat die Sonaten mit Robert Casadesus formvollendet und mit Noblesse eingespielt.



Ein Aufnahmeklassiker auf Deutsche Grammophon: Carl Seemann und Wolfgang Schneiderhan.



Die Originalklang-Wahl. Alexander Melnikow und Isabelle Faust gehören jener Generation von Musikern an, die bereits unter dem Banner der Originalklang-Bewegung aufgewachsen sind, wobei Melnikow auf einem »modernen« Flügel musiziert, aber spürbar im Bewußtsein historischer Klanglichkeit. Die Eloquenz der Interpretationen ist jedenfalls mitreißend.


Einzelaufnahmen

Aus der unüberschaubaren Fülle seien nur ganz spezielle Aufnahmen herausgegriffen. Die »Kreutzer-Sonate. Jacques Thibaud und Alfred Cortot haben vermutlich die erste Aufnahme dieses Werks gemacht - 1929, als man noch nicht daran dachte, zuallererst einmal vollkommen perfekte Aufnahmen zu machen, sondern spontanes Musizieren festzuhalten zu versuchen. Das gelang hier mit stupendem Erfolg: Der Sinn beider Musiker für ein natürliches Rubato, für dialogisch zugespitzte musikalische Dramatik und für interpretatorischen Charme, der nur aus subjektivem Gestaltungswillen herrühren kann, bietet ein bis heute erfrischend lebendiges, eigensinniges Klassiker-Bild - und wie anders als eigensinnig sollte Beethoven klingen?

           

↑DA CAPO