Die weiße Rose

Udo Zimmermann (1986)


Gabriele Fontana und Lutz-Michael Harder als Sophie und Hans Scholl

(Orfeo)


Die Oper basiert auf der wahren Geschichte der Geschwister Scholl, den beiden führenden Mitgliedern der Widerstandsgruppe »Weiße Rose«, die im Februar 1943 in München verhaftet und zum Tod verurteilt wurden.

Hans und Sophie Scholl sind die Protagonisten dieses Einakters, der in ariosen Einzelnummern die Reflexionen der beiden Jugendlichen in der Todeszelle spiegelt. Darunter Erinnerungen an so bewegende Momente wie einen Zug behinderter Kinder, die zur »Euthanasie« gebracht werden (Nr. 5).

Der Problematik eines solchen Dramatisierungsversuchs war sich Udo Zimmermann, der Theaterpraktiker, wohl bewußt. Im entscheidenden Moment - (Nr. 7) - verzichtet er darauf, Sophie Scholl singen zu lassen: Die Schrecknisse der dunklen Todeszelle und der Widerhall der Schritte des Wachpersonals werden von der Darstellerin nur noch im Flüsterton geschildert, begleitet von einer nervösen Ostinato-Figur des Instrumentalensembles, deren Tonhöhe immer weiter hinabsinkt, gleichzeitig aber bedrohlich an Lautstärke zunimmt.

Hie und da bricht das Kammerorchester aus seiner Begleitfunktion aus und übernimmt in wild grimassierenden Figuren die Führung.

Die Partitur bietet ein Mosaik an klanglichen Schreckenserfahrungen, das sich in einer klugen szenischen Darstellung zum suggestiven Klang-Kontinuum verdichten kann.

Die Schallplatteaufnahme mit Gabriele Fontana und Lutz-Michael Harder unter der Leitung des Komponisten hat durchaus die Qualität (und mit 72 Minuten Spieldauer auch die passende Länge) eines gut gemachten Hörspiels.

Zimmermann war vom Schicksal der beiden Aktivisten fasziniert. Er hat vor diesem höchst erfolgreichen, international oft nachgespielten Einakter bereits Ende der Sechzigerjahre in Dresden eine Oper zu diesem Thema in sechs Szenen herausgebracht, die völlig anders aufgebaut ist als das jüngere Werk.




↑DA CAPO