Mona Lisa

Max von Schillings

Ein legendäres Lächeln, mit romantischer Musik verbrämt.

1915

→ DIE HANDLUNG

Mona Lisa, 1915 uraufgeführt, war von den vier Opern, die Max von Schillings komponiert hat, mit Abstand seine erfolgreichste: Sie brachte es beinah auf 2.000 Aufführungen, nicht nur auf deutschen Bühnen. Hatte man den Vorgängerstücken den Vorwurf gemacht, bis in die Nähe des Plagiats nach Wagner zu klingen, fand der Komponist hier doch eine mit Mitteln des italienischen Verismo angereicherte, eigenständige Sprache.

INHALT

Mona Lisas geheimnisvolles Lächeln bezaubert in diesem Stück nicht nur ihren viel älteren Ehemann Francesco, einen reichen Perlenhändler. Eines Tages begegnet Mona Lisa unter den vielen Gästen ihres Mannes einen früheren Geliebten wieder. Francesco ertappt die beiden, als sie sich zärtlich küssen - sperrt den Nebenbuhler kurzerhand in seinen Safe und wirft den Schlüssel durchs Fenster in den Arno. Dann macht er sich seine Frau gefügig.

Doch der Schlüssel wird geborgen und Mona Lisa überbracht. Als sie versucht, den Safe zu öffnen, erscheint Francesco erneut. Nun läßt sie ihr berühmtes Lächeln spielen - und verlockt Francesco dazu die Tür zu öffnen. Als er den Safe betritt, wirft sie die Tür hinter ihm zu: Francesco soll desselben Todes sterben wie ihr Geliebter. Mona Lisa bricht tot zusammen.

Max von Schillings' Musik, in einem Schaffensrausch von sechs Wochen entstanden, ist an den emotionalen Höhepunkten des Werks, im Liebesduett und in der ersten Finalszene zwischen Francesco und Mona Lisa stark und eindringlich. Sie lebt zwischendurch von raffiniert eingebundenem Couleur locale, Metamorphosen geistlicher Gesänge oder Karnevalsmusiken, die hinter der Szene erklingen.

Zwar gab es Anfang der Neunzigerjahre einen Wiederbelebungsversuch an der Wiener Volksoper. Aber der weiteren Verbreitung des durchaus effektvollen Stücks steht die Tatsache entgegen, daß Max von Schillings als Opern-Intendant und Musik-Funktionär in seinem letzten Lebensjahr ein hohes Amt im nationalsozialstischen Deutschland bekleidet hat. Das hat ihm die Nachwelt bis heute nicht verziehen.

Das Label cpo hat eine Gesamtaufnahme unter Klauspeter Seibels Leitung produziert. Beate Bilandzija bewältigt die enormen Herausforderungen an die Titelheldin - sie reichen von wütenden Attacken bis zu lyrischer Zartheit; und wieder zurück - so achtbar wie Klaus Wallprecht die vehementen Ausbrüche des gehörnten Ehemanns, der aber seine Frau leidenschaftlich bis zur Raserei begehrt.
Albert Bonnema findet als Mona Lisas Liebhaber Giovanni zu ähnlicher dramatischer Intensität, doch fehlt ihm die Innigkeit des lyrischen Tenors, für den Schillings diese Partie geschrieben hat - es wäre eine Richard-Tauber-Rolle . . .

An der ungeschlachten Auslegung der Tenorpartie durch Hans Beirer leidet auch die ältere Berliner Rundfunkproduktion, in der freilich Inge Borkh und Mathieu Ahlersmeyer die zentrale eheliche Auseinandersetzung und das Finale kriminalfilmtauglich umsetzen.

Aus dem Finale (Inge Borkh)



↑DA CAPO