La serva padrona

→ Giovanni B. Pergolesi

1733 Neapel
PERSONEN DER HANDLUNG
Uberto, ein Alter (Bass) – Serpina, seine Magd (Sopran) – Vespone, ein Diener (stumme Rolle).

Neapel, 1733


1. Teil
Uberto, ein Hagestolz, ist im Aufruhr. Die Magd Serpina serviert ihm weder Frühstück noch Mittagmahl.
Aspettare e non venire
Es gibt nur einen Ausweg: Eine Ehefrau muß her. Der Diener Vespone soll sich nach einer Kandidatin umsehen. Wählerisch muß er nicht vorgehen. Jede Frau wird besser sein als Serpina! Die ist sich freilich sicher: Sie selbst wird Herrin im Haus!

2. Teil
Serpina inszeniert eine Verkleidungskomödie Vespone soll als Soldat verkleidet bei Uberto um ihre Hand anhalten. Die Magd fährt mit schwerem Geschütz auf. Sie müsse schießlich an ihre Zukunft denken!
A Serpina penserete
Der vorgebliche »Capitano« fordert 4000 Scudi Mitgift. Uberto hat nun die Wahl: Er geht in den Ruin - oder selbst in den Ehestand mit Serpina. Da er das zuletzt insgeheim schon selbst erwogen hatte, wählt er den kostenschonenderen Weg: Die Magd wird Herrin im Haus
Duett: Per te


La serva padrona gilt als Inbegriff des Opern-Intermezzos. Man gab das insgesamt kaum eine Stunde lange Stück zwischen den Akten der Geburtstags-Oper für Kaiserin Elisabeth Christine, die Gattin Karls VI., Il prigioniero superbo. Pergolesi hatte beide Stücke komponiert, die ernste große Oper und das Intermezzo. Letzteres wurde weltberühmt und damit zu einem der Urbeispiele für die von der großen Oper losgelösten Opera buffa, deren beste Beispiele bald selbst zu abendfüllenden Unterhaltungen werden sollten.

Pergolesis Librettist Pariati nutzt für seinen Text die Vorlage Pimpinone von 1708 als Vorlage, dessen deutschsprachige Version später Georg Philip Telemann musikalisch veredelt hat.

Es waren die Intermezzi von der Art der Serva padrona, die dank reisender Operntruppen zur Popularisierung der Gattung Oper in ganz Europa beigetragen haben.

Es war eine Aufführung der Serva padrona, die in Paris 1752 den so genannten Buffonistenstreit auslöste, im Zuge dessen die Philosophen wie Diderot und Rousseau die aus der Commedia dell'arte geborene, komische italienische Oper heftig gegen die großen Tragödien Lullys und Rameaus verteidigten.

Pergolesis kompositorische Virtuosität, der es gelang, knappe, klar zu dechiffrierende musikalische Charakterportraits seiner handelnden Personen zu entwerfen, sicherte seinem kurzen, aber effektvollen Werk auf Lange Zeit eine Vorreiterstellung. Die von ihm eingeführten Topoi des Plapperns und imitatorischer Effekte beherrschen die Tonsprache der italienischen Musiktheater-Komödie in der Folge bis ins frühe XIX. Jahrhundert.

Eine dank der Dirigentenhand Carlo Maria Giulinis fein durchmodellierte Wiedergabe fand das Werklein mit Rosanna Carteri und Nicola Rossi-Lemeni, unterstützt von den Streichern des Orchesters der Mailänder Scala. Der manchmal karikierende, hie und da aber auch sensible Ton wird punktgenau und ohne Überzeichnung getroffen.



BIOGRAPHISCHES

Pergolesi gehört zu den Großmeistern der Musikgeschichte, die bedeutende Vorbildwirkung ausübten, aber in jugendlichstem Alter verstarben. Schon als Säugling scheint er von schwächlichster Gesundheit gewesen zu sein. Man verabreichte ihm schon wenige Monate nach der Geburt das Sakrament der Firmung.

Doch konnte der als Giovanni Battista Jesi geborene Künstler unter dem Namen Pergolesi schnell Karriere machen. Der Vater hatte als Geometer Zugang zu den adeligen Häusern, wo man das kindliche Talent gern förderte.

Der Marchese Cardolo Maria Pianetti, einer der Militärarchitekten Kaiser Karls VI. kam für die Finanzierung des weiterführenden Unterrichts im Kloster Santa Patrizia in Neapel auf. So kam der Elfjährige nach Neapel und fungierte im klösterlichen Musikleben zunächst als Geiger. Ab 1728 war Franceso Durante Pergolesis Lehrer. Der Ruf des jungen, genial begabten Komponisten verbreitete sich in Neapel rasch. Auf die »Gesellenarbeit« - das 1731 im Klosterhof von Sant'Agnello uraufgeführte Oratorium La Conversione di San Guglielmo folgte sofort eine Scrittura (ein Auftrag) für eine neue Oper: Mit Salustia begann im Winter 1731/32 die Karriere eines frühvollendeten Opernmeisters.

Die Force Pergolesis sollte die musikalische Komödie werden. Schon sein zweites großes Bühnenwerk, Lo frate 'nnamorato vom Herbst 1732 galt als Sensation und gehörte bald europaweit zu den meistgespielten zeitgenössischen Opern.

Im Gefolge des verheerenden Erdbebens, das Neapel im November 1732 heimsuchte, gingen Aufträge für geistliche Werke an das soeben entdeckte Talent. Dem verdankten eine große, zehnstimmige Messe und mehrere kleinere Vokalwerke für den liturgischen Gebrauch ihre Entstehung.

Zur Feier des Geburtstags der Kaiserin schrieb Pergolesi dann den Prigionier superbo, zwischen dessen Akten die Akte einer kleinen Opera buffa als Intermezzi gegeben wurden: La serva padrona. Dieses Urbild der italienischen Musikkomödie sicherte Pergolesi einen dauerhaften Platz in der Musikgeschichtsschreibung, auch wenn nicht alle folgenden Uraufführungen von Pergolesi-Opern glücklich verliefen und die Chronisten teils genüsslich über Mißerfolge und kleinere Skandale berichten.

Stets kränklich, starb Pergolesi anläßlich eines Kuraufenthalts in Pozzuoli bei Neapel, einem damals zu Heilungszwecken gern besuchten Badeort, den er schon im August 1735 in einer kurzen Buffa Coi Cappucini di Pozzuoli musiktheatralisch verewigt hatte. Sein Leichnam wurde am 17. März 1736 in der Kathedrale von Neapel bestattet. Die Vertonungen des Salve Regina und des Stabat mater dürften seine letzten Kompositionen gewesen sein.


↑DA CAPO