Il Guarany
Brasiliens erster gelungener Versuch mit der Oper - auf Italienisch
Die Geschichte ist ganz brasilianisch - stellt portogiesische Abenteurer und Großgrundbesitzer neben Eingeborene, die teils zu den »Guten«, angepaßten Mitläufern gehören - wie der Titelheld, teils menschenfressende Ungeheuer sind, die mit den europäischen Eindringlingen im Kriegszustand leben.Mittendrin eine Liebesgeschichte zwischen der Tochter des Hidalgo und dem Guarany, der sich als Lebensretter im Kampf gegen die Kannibalen erweist, aber mit der Tücke eines der portugiesischen Abenteurer zu kämpfen hat, der ebenfalls in das Mädchen verliebt ist.
Das Gute siegt zuletzt - der Guarany und seine Braut dürfen durch einen Geheimgang aus der belagerten Festung fliehen, nachdem er die Taufe empfangen hat; der Hidalgo sprengt sich mit den eindringenden portugiesischen Abenteurern, die sich mit den kannibalischen Eingeborenen verbündet haben, in die Luft.
Die filmreife Geschichte hat Antônio Carlos Gomes (1836 - 1896) in vollkommen italienischer Manier vertont. Trotz seiner Vorliebe für südamerikanische Sujets - er komponierte 1888 auch die Oper Lo Schiavo für das Theatro Imperial Dom Pedro II in Rio de Janeiro - verzichtet Gomes völlig auf Lokalkolorit und Folklore. Selbst das Ballett, mit dem die Eingeborenen die Gefangennahme ihrer Feinde feiern, verzichtet auf folkloristische Elemente, sichert der sonst an der Stilistik des frühen Verdi orientierten Oper aber einen Einschlag von französischer Grand Opéra.
Die Uraufführung von Il Guarany erfolgte 1870 an der Mailänder Scala, wobei sich Gomes durchaus der Förderung durch Verdi erfreuen konnte.
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2013 zeigte das Opernhaus Gießen nach Lo Schiavo (2011) auch Gomes' vergessene Oper Fosca.
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