Eugen d'ALBERT

(* 1864 + 1932)

Für die Zeitgenossen war der in Glasgow geborene Sohn des Ballett-Komponisten Charles d'Albert und Schüler von Franz Liszt zunächst einmal einer der hervorragenden Pianisten seiner Zeit.

→ D'ALBERT, DER PIANIST


Eugen d'Albert selbst verstand sich freilich viel eher als Komponist und konnte als Richard-Strauss-Zeitgenosse nebst Komponisitionen für »sein« Instrument, das Klavier, zumindest einen dauerhaften Erfolg auf den internationalen Opernbühnen erringen.

Tiefland

Mit Tiefland gelang d'Albert das Musterbeispiel für eine deutsche Oper im Stil des Verismo.
Die Argumente, die gegen dieses effektvolle Werk vorgebracht werden, sind vielfältig. Sie reichen von der wenig zweckdienlichen Anmerkung, das Werk sei die Lieblings-Oper eines Diktators gewesen, bis zur völlig zutreffenden Feststellung, der Komponist befleißige sich hie und da höchst plakativer, am Rande des Kitschs balancierender musikalischer Kunstgriffe.

Man könnte sogar sagen: d'Albert langt des öfteren eines Sinnes mit seinem Librettisten Rudolf Lothar kräftig in den Schmalztopf, der neben dem ästhetischen Balance-Seil postiert ist.

Wer Tiefland im Theater erlebt hat, ist geneigt, solchen Anmerkungen ein herzhaftes »Na und?« entgegenzuhalten.
Was nämlich d'Albert und Lothar erreicht haben: ihre Oper wirkt. Das Publikum findet die Geschichte um menschliche Fixierungen und politisch inkorrekter Selbstjustiz spannend wie einen Krimi – und ist klug genug zu wissen, daß sich Texte italienischer, französischer oder russischer Opern, wenigstens so banal lesen, wenn sie in deutscher Übersetzung über die Soufflieranlage flimmern . . .

Von Tiefland gibt es mehrere exzellente Aufnahmen.

Die nachkomponierte »Ouverture« zur Oper existiert in einer Aufnahme von Mitte der Vierzigerjahre, die in manchen Diskographien Wilhelm Furtwängler zugeschrieben wird, wahlweise mit den Wiener Philharmonikern, dem Bayerischen Staatsorchester oder auch mit dem Orchester der Bayreuther Festspiele. Jedenfalls ist die anonyme Aufnahme wegen der Komposition hörenswert

Eine auch technisch exzellente Gesamtaufnahme produzierte im Zuge einer konzertanten Aufführung im Wiener Konzerthaus das RSO Wien unter Bertrand de Billy mit Johan Botha, Falk Struckmann und Lisa Gasteen in den Hauptrollen. (Ohems)

Effektvoll ist die im Rahmen einer Edition deutscher Opernquerschnitte wieder aufgelegte Aufnahme von Szenen aus der Oper mit Inge Borkh, Hans Hopf und Thomas Stewart unter Hans Löwlein. (DGG)


Die toten Augen

Nicht mehr, aber auch nicht weniger berührend als eine Aufführung von Cavalleria rusticana könnten übrigens auch d'Alberts Die toten Augen wirken, die Geschichte um ein schönes blindes Mädchen, das von ihrem Mann, dem mißgestalteten Arcesius, abgöttisch geliebt wird, durch eine Begegnung mit Christus beim Einzug in Jerusalem aber geheilt wird - und sich in den schönen römischen Offizier Galba verliebt, den sie durch einen Irrtum für ihren Ehemann hält.
Als sie ihre Tragödie erkennt, blendet sich die Frau durch einen langen Blick ins Sonnenlicht selbst - und gibt aus Mitleid vor, Arcesius in seinem Elend nie gesehen zu haben.
Von den Toten Augen gibt es eine Rundfunkproduktion aus den Fünfzigerjahren mit Wolfgang Windgassen und Marianne Schech.

Die toten Augen
M. Schech und W. Windgassen



Eine Gesamtaufname gibt es aus Dresden unter Ralf Weikertmit Dagmar Schellenberger und Hartmut Welker. Lothar Odinius singt mit wunderbar lyrischem Tenor den Hirten. (cpo)

↑DA CAPO