Arminius
Chi la dura la vince
Heinrich Ignaz Franz Biber
Salzburg, der Sitz des Primas Germaniae, war zwar nicht gerade als Hochburg des Musiktheaters bekannt - noch Mozart hat darunter gelitten. Aber immerhin: Aus der Feder des erzbischöflichen Hofkomponisten →Heinrich Ignaz Franz Biber ist eine Oper überliefert, und die ist eines der sprühendsten Beispiele für die Gattung der venezianischen Oper mit ihrer Durchmischung von ernsten und komischen Szenen.
Mehr als drei Stunden Musik hat Biber, bekannt und berühmt noch nach Jahrhunderten als Meister der Geigenkunst und der Instrumentalmusik, für sein Drama über Hermann, den Cheruskerfürsten komponiert.
Obwohl das Libretto nicht gerade vor dramaturgischem Raffinement strotzt und ihm nur ein verhältnismäßig kleines Instrumentalensemble zur Verfügung stand, gelang Biber eine bunte, ungemein schillernde Partitur. Blechbläser werden nur für Bühneneffekte genutzt, das Ensemble aus Blockflöten ist nur in einer einzigen Nummer vorgesehen. In Wahrheit dominieren die Violinen das Geschehen und treten in Dialog mit den Singstimmen. Bibers Musik ist harmonisch und melodisch einfallsreich genug, um dennoch keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Sein Arminius ist irgendwann Anfang der Neunzigerjahre des XVII. Jahrhundert im Salzburg des Fürsterzbischofs Max-Gandolph gegeben worden. Das Libretto ist in drei Akte geteilt, die je bis zu 16 Szenen enthalten. Die Rezitative werden vom simplen Continuo begleitet, für Lebendigkeit sorgen die instrumentalen, oft tänzerischen Ritornelle der mehrstrophigen Arien.
Wolfgang Brunner hat Arminius 1994 am Uraufführungsort rekonstruiert und auch die Balletteinlagen, zu denen die Musik nicht überliefert ist, aus vorhandenen Stücken wiederhergestellt.
Die Handlung basiert auf dem Bericht des Tacitus, Varus-Schlacht und Rachefeldzug der Römer kommen auf die Bühne. Wobei Hermann/Arminius sich nicht selbst töten darf, sondern fällt einem Mordanschlag zum Opfer. Das Geschehen, das der Librettist um diese dürren historischen Fakten arrangiert, ist fiktiv und enthält alles, was eine Oper damals brauchte - dank der Orientierung an der venezianischen Tradition also nicht nur Liebesgeschichten und kriegerische Antagonismen, wechselnde Loyalitätsbekundungen, sondern auch amüsante Szenen inklusive illustrer Verwechslungen. Bibers Musik charakterisiert sämtliche Gefühlsaufwallungen in brillantem Stil, bunt, auch rhythmisch abwechslungsreich und oft so hochdramatisch, daß man nie auf die Idee kommen könnte, hier einen Meister der geistlichen Musik und der Rosenkranz-Sonaten vor sich haben könnte. Einige Effekte in den grotesken Szenen sind von erstaunlicher Modernität. Die Salzburger Hofmusik läßt einmal sogar ein Xylophon mitwirken, um das Geklapper von Skelett-Knochen zu simulieren...
Die Erstaufnahme ist ein Mitschnitt der Salzburger Produktion mit der stilsicheren Barbara Schlick als Giulia, eine der drei Rivalen um die Zuneigung des Caligula. Sie nimmt schon mit ihrer ersten Arie, Sembra veleno für sich ein.
Xenia Meijer agiert ähnlich sensibel als Hermanns Braut Segesta. Bernhard Landauer wirkt als Caligula insgesamt ein wenig harmlos. Gerd Turk, zart besaitet als künstlerisch ambitionierter Nero, Hermann Oswald als heroischer Rächer des römischen Reichs, Germanicus, und Gotthold Schwarz als »schwarzer« Titelheld sind allesamt gute Interpreten ihrer Partien. (cpo)
Mehr als drei Stunden Musik hat Biber, bekannt und berühmt noch nach Jahrhunderten als Meister der Geigenkunst und der Instrumentalmusik, für sein Drama über Hermann, den Cheruskerfürsten komponiert.
Obwohl das Libretto nicht gerade vor dramaturgischem Raffinement strotzt und ihm nur ein verhältnismäßig kleines Instrumentalensemble zur Verfügung stand, gelang Biber eine bunte, ungemein schillernde Partitur. Blechbläser werden nur für Bühneneffekte genutzt, das Ensemble aus Blockflöten ist nur in einer einzigen Nummer vorgesehen. In Wahrheit dominieren die Violinen das Geschehen und treten in Dialog mit den Singstimmen. Bibers Musik ist harmonisch und melodisch einfallsreich genug, um dennoch keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Sein Arminius ist irgendwann Anfang der Neunzigerjahre des XVII. Jahrhundert im Salzburg des Fürsterzbischofs Max-Gandolph gegeben worden. Das Libretto ist in drei Akte geteilt, die je bis zu 16 Szenen enthalten. Die Rezitative werden vom simplen Continuo begleitet, für Lebendigkeit sorgen die instrumentalen, oft tänzerischen Ritornelle der mehrstrophigen Arien.
Wolfgang Brunner hat Arminius 1994 am Uraufführungsort rekonstruiert und auch die Balletteinlagen, zu denen die Musik nicht überliefert ist, aus vorhandenen Stücken wiederhergestellt.
Die Handlung basiert auf dem Bericht des Tacitus, Varus-Schlacht und Rachefeldzug der Römer kommen auf die Bühne. Wobei Hermann/Arminius sich nicht selbst töten darf, sondern fällt einem Mordanschlag zum Opfer. Das Geschehen, das der Librettist um diese dürren historischen Fakten arrangiert, ist fiktiv und enthält alles, was eine Oper damals brauchte - dank der Orientierung an der venezianischen Tradition also nicht nur Liebesgeschichten und kriegerische Antagonismen, wechselnde Loyalitätsbekundungen, sondern auch amüsante Szenen inklusive illustrer Verwechslungen. Bibers Musik charakterisiert sämtliche Gefühlsaufwallungen in brillantem Stil, bunt, auch rhythmisch abwechslungsreich und oft so hochdramatisch, daß man nie auf die Idee kommen könnte, hier einen Meister der geistlichen Musik und der Rosenkranz-Sonaten vor sich haben könnte. Einige Effekte in den grotesken Szenen sind von erstaunlicher Modernität. Die Salzburger Hofmusik läßt einmal sogar ein Xylophon mitwirken, um das Geklapper von Skelett-Knochen zu simulieren...
Die Erstaufnahme ist ein Mitschnitt der Salzburger Produktion mit der stilsicheren Barbara Schlick als Giulia, eine der drei Rivalen um die Zuneigung des Caligula. Sie nimmt schon mit ihrer ersten Arie, Sembra veleno für sich ein.
Xenia Meijer agiert ähnlich sensibel als Hermanns Braut Segesta. Bernhard Landauer wirkt als Caligula insgesamt ein wenig harmlos. Gerd Turk, zart besaitet als künstlerisch ambitionierter Nero, Hermann Oswald als heroischer Rächer des römischen Reichs, Germanicus, und Gotthold Schwarz als »schwarzer« Titelheld sind allesamt gute Interpreten ihrer Partien. (cpo)