Undine

Gustav Albert Lortzing (1816)

Libretto: Lortzing nach de la Motte Fouqué

PERSONEN DER HANDLUNG

Die Vertonung von Friedrich de la Motte Fouqués Undine durch E. T. A. Hoffmann kannte Lortzing nicht. Hatte für das Vorgängerwerk der Dichter selbst das Libretto geschrieben, wollte Lortzinge, wie gewohnt, sein eigener Librettist sein. Doch, gewohnt an die von ihm selbst mitgeprägte Gattung der Spieloper, mühte er sich mit dem Märchengenre. Um die Handlung für seine Zwecke zu adaptieren, erfand er zwei Figuren hinzu: Hans, den Kellermeister und Veit, den Schildknappen. Auch veränderte er die Namen ein wenig. Vor allem milderte er Foqués Schluß ab: In seiner für die Hamburger Premiere von 1845 erstellten Version wird vollkommen klar, daß Hugo als Wassergeist an Undines Seite weiterleben darf.

Biedermeierliche Züge tragen die volkstümlichen Einlagenummern Veits Vater, Mutter, Schwestern, Brüder (3. akt) und Hans' Ich war in meinen jungen Jahren. Letzteres unterbricht quasi als Satyrspiel die gespenstische Atmosphäre des vierten Akts; die Textzeile »Im Wein ist Wahrheit nur allein« wurde sprichwörtlich.



HANDLUNG

Du darfst der Treue Schwur nicht brechen,
die Meinen würden fürchterlich den Meineid rächen!


1. Akt

Wegen eines Hochwassers leben Ritter Hugo und sein Knappe beim Fischer Tobias. Hugo verliebt sich sich in dessen Ziehtochter Undine - und vergißt über deren rätselhafter Schönheit die Herzogstochter Bertalda, mit der er verlobt ist.
Pater Heilmann soll Hugo und Undine trauen. Tobias und seine Frau Marthe vertrauen ihm das Schicksal ihrer leiblichen Tochter an, die in jugendlichem Alter ertrank. An ihrer Stelle namen sie das Findelkind Undine bei sich auf, das am Allerseelentag vor ihrer Tür stand.

Undine macht alle hellhörig, als sie verkündet, sie hätte keine Seele. Kühleborn erscheint als Hochzeitsgast. Er stellt sich als Weinhändler vor und kann Veit die Wahrheit entlocken: Die Verbindung mit Undine sei für seinen Herrn bloßer Zeitvertreib. Kühleborn folgt darauhin heimlich dem frisch getrauten Paar.

2. Akt

Im Schloß verkündet Veit dem Kellermeister Hans, er halte Undine für eine Nixe. Undine gesteht ihrem Mann, ein Wassergeist zu sein und dank seiner Liebe nun beseelt zu sein.

Manch einem Fischer ward es schon so wohl,
ein zartes Wasserweibchen zu belauschen,
wenn singend es hervorstieg aus den Fluten.
Solch selt’ne Frauen nennt der Mensch: Undinen,
und solch ein Wesen
siehst du vor dir steh'n.


Bertalda, verzweifelt über Hugos Verheiratung, begegnet Undine feindselilg.
Quartett: Was ergreift mit bangem Schrecken
Kühleborn warnt Undine: Ein Treuebruch Hugos würde ihre Rückkehr zu den Nixen erzwingen und seinen Tod bedeuten. In der Maske eines Boten überbringt er Bertalda einen Heiratsantrag des Königs von Neapel. In einem Lied enthüllt er dann Bertaldas wahre Herkunft: Sie ist die einst vom Herzog gerettete Tochter des Fischerpaars Tobias und Marthe.
Es wohnt' am Seegestade
Bertalda ist in ihrer Ehre getroffen - Kühleborn erscheint in seiner wahren Gestalt und entweicht.

3. Akt

Veit und Hans räsonieren, ob Hugo Undine treu bleiben werde: Geang es doch Bertalda ihn wieder an sich zu binden.
Vater, Mutter, Schwestern, Brüder
Tatsächlich verstößt Hugo seine Frau. Undine folgt Kühleborn ins Geisterreich.

4. Akt

Vor der Hochzeit mit Bertalda quälen Hugo Alpträume. - Hans versucht Veit, der um Undine trauert, mit einem Lied aufzuheitern. Die beiden öffnen daraufhin den verschlossenen Brunnen im Schloßhof, um Kühleborn zu ermöglichen, die Nixe zu rächen. Doch es ist Undine, die um Mitternacht auftaucht. Hugo, magisch angezogen, eilt zu ihr und empfängt den todbringenden Kuß. – Kühleborn entspricht Undines Wunsch und nimmt Hugo als Wassergeist in sein Reich auf.

Du freveltest an dieser reinen Unschuld,
dein Leben war verwirkt!
Doch schuldlos litt die Arme,
drum möge Gnade walten
Um ihretwillen soll dir verziehen sein!
Du bleibst fortan bei uns!
Das sei deine Strafe!



Aufnahmen

Robert Heger dirigierte die luxuriös besetzte Gesamtaufnahme für die detusche Electrola mit Anneliese Rothenberger, Nicolai Gedda und Hermann Prey.

Wilhelm Schüchters Aufnahme mit Lisa Otto in der Titelpartie und Rudolf Schock als Hugo lebt vor allem vom profunden Kühleborn des Gottlob Frick.

↑DA CAPO