Lulu

LIBRETTO der Akte I und II



Handlung

Prolog

Vor dem Vorhang erscheint der Tierbändiger als Conferencier und kündigt die kommenden Attraktionen an, als größte von allen: Die Schlange - ein Gehilfe trägt Lulu herein, »die Urgestalt des Weibes« -- »Sie ward geschaffen, Unheil anzurichten«...

Erster Akt

[1] Der Maler portraitiert in seinem Atelier Lulu, die Frau des Medizinalrats Dr. Goll. Der Komponist Alwa ist einer jener Männer, die Lulu umschwärmen. Ebenso Alwas Vater, den Zeitungsverleger Dr. Schön.
Als sich die beiden Zaungäste verabschiedet haben, hält es den Maler nicht mehr: Auch er ist in Lulu verliebt und stellt ihr nach. Da erscheint Lulus Ehemann, ertappt die beiden und sinkt tot zu Boden.
Lulu geht mit dem Maler ab - der sich seiner neuen Rolle nicht gewachsen sieht.
< br>[2] Verheiratet mit Lulu, macht der Maler dank der Portraits, die er von seiner Frau anfertigt, international Karriere. Was er nicht weiß: Dr. Schön hat seit Jahren ein Verhältnis mit Lulu und befördert durch gezielt placierte Artikel auch seine Karriere. Doch »Eva«, wie er Lulu nennt, ist unbefriedigt. Das gesteht sie auch dem alten Clochard Schigolch, von dem ihre Freunde glauben, er sei ihr Vater.
In einem klärenden Gespräch konfrontiert Dr. Schön den Maler mit der Realität. Er selbst hat sich mit einer jungen Dame aus der guten Gesellschaft verlobt und wünscht nun den Kontakt zu Lulu abzubrechen. Doch Lulu will von ihm nicht lassen.
Der Maler, jählings aus seinem Traum erwacht, tötet sich im Badezimmer.

[3] Lulu ist eine erfolgreiche Revue-Tänzerin geworden. Ein Prinz umschwärmt sie und will sie nach Afrika mitnehmen. Als Lulu erfährt, daß Dr. Schön mit seiner Verlobten im Auditorium sitzt, improvisiert sie einen Ohnmachtsanfall. In der Garderobe zwingt Lulu Schön, seine Verlobung zu lösen und in einem Brief zu bekennen, daß sie die Frau ist, die »ihn beherrscht«

Zweiter Akt

[4]Lulu ist Dr. Schöns Frau geworden. Umworben wird sie nicht nur von der Männerwelt, sondern auch von der Gräfin Geschwitz, die sie zu einem Künstlerinnen-Ball einladen möchte. Dr. Schön leidet längst unter Verfolgungswahn, weil er die zahlreichen Trabanten seiner Frau nicht mehr unter Kontrolle hat. Schigolch und ein großsprecherischer Athlet freqentieren seinen Salon ebenso wie ein junger Gymnasiast, der Schule schwänzt, um Lulu nah zu sein.
Auch Dr. Schöns Sohn Alwa gesteht Lulu seine Liebe. Dr. Schön wird Zeuge des Geständnisses und bemerkt, daß auch der Kammerdiener vor Begehren nach Lulu glüht. Als Lulu im Dialog mit Alwa gesteht, seine Mutter vergiftet zu haben, bricht Dr. Schön aus seinem Versteckt hervor. Im Handgemenge entreißt ihm Lulu den Revolver und erschießt ihn.

[5] Als Mörderin sitzt Lulu im Gefängnis, während ihre Verehrer ein Komplott schmieden, sie zu befreien. Eine Choleraepidemie bietet den Anlaß: Die Gräfin Geschwitz ist bereit, sich zu opfern. Nachdem Lulu sich angesteckt hat und in die Krankenbaracke überstellt wurde, tauscht die Geschwitz bei einem Besuch mit Lulu die Kleider und bleibt an ihrer Stelle. Lulu erscheint, ein Schatten ihrer selbst, woraufhin der Athlet, der sich eine große Zukunft an der Seite der »graziösesten Luftgymnastikerin« ausgemalt hat, wütend abgeht. Auch den Gymnasiasten, der aus der Korrektionsanstalt ausgebrochen ist, wird man los. Schigolch hat Schlafwagen-Billette nach Paris besorgt: Alwa und Lulu, edlich vereint, können fliehen.

Dritter Akt

[6] Lulu und Alwa betreiben ein Casinos in Paris, in dem sich zwielichtige Gestalten herumtreiben, darunter ein Bankier, der mit Wertpapieren handelt, Minderjährige und ein Mädchenhändler, der über Lulus Vergangenheit bescheid weiß und sie nun erpreßt: Entweder sie läßt sich von ihm an ein Bordell in Ägypten vermitteln oder er verrät sie an die deutsche Polizei.

Auch der Athlet und die Gräfin Geschwitz sind wieder aufgetaucht. Der Athlet versucht Lulu ebenfalls zu erpressen - doch Schigolch verspricht, ihn mittels einer Intrige aus der Welt zu schaffen, in die er die Gräfin verwickeln möchte, die Lulu vollkommen hörig ist. Die Nachricht von einem Börsencrash bringt Unruhe in den Abend. Lulu kann mit dem Groom ihre Kleider tauschen und entgeht so dem Zugriff der vom Mädchenhändler alarmierten Polizei

[6] In einer Londoner Dachkammer verdingt sich Lulu als Straßenmädchen. Alwa und Schigolch sind als Zeugen ihres Abstiegs verblieben. Drei Freier empfängt Lulu im trostlosen Ambiente - alle drei erinnern sie an Begegnungen in ihrem früheren Leben. Zwischendurch erscheint die Gräfin Geschwitz mit dem Bild, das der Maler einst von Lulu gemalt hat. Dem verzweifelten Ausbruch Lulus - »mir aus den Augen!« - folgen die Begegnungen mit dem »Neger« (musikalisch eine Wiederbegegnung mit dem Maler), der Alwa entdeckt und tötet, sowie Jack the Ripper (der Inkarnation des Dr. Schön), der Lulu ersticht. Schigolch hat sich in der Zwischenzeit so unscheinbar verabschiedet, wie er im ersten Akt ins Geschehen hereingeschlichen war: »Wenn jemand nach mir fragt, ich sitze unten im Lokal...«

Die Gräfin Geschwitz, der Jack im Abgehen den Todesstoß versetzt, singt das Requiem:
Lulu, mein Engel,
laß dich noch einmal sehn
ich bin dir nah,
bleibe dir nah in Ewigkeit.




↑DA CAPO