Tod und Verklärung op. 24

Richard Strauss (1889)

Mit der Saison 1889/90 wurde Richard Strauss Kapellmeister in Weimar. Trotz der enormen Belastung konnte er die bereits seit 1888 angesammelten Skizzen zu seiner neuen Tondichtung im November 1889 in Partitur bringen.

Das Werk ist ein für einen jungen Mann erstaunlich sensibles Protokoll eines menschlichen Todeskampfes und des Momentes des Todes, gefolgt von einer Vision einer »Verklärung«. Auf dem Totenbett versicherte der sterbende Meister seiner Familie etwa sechs Jahrzehnte später, das Sterben sei durchaus mit seiner musikalischen Schilderung von Anno dazumal vergleichbar...

Es ist oft darüber spekuliert worden, warum ein 25jähriger ein solches Sujet gewählt haben könnte. Strauss selbst bekannt damals, lediglich einer künstlerischen Vision gefolgt zu sein. Er hatte sich vorgenommen

die Todesstunde eines Menschen, der nach den höchsten idealen Zielen gestrebt hatte. also wohl eines Künstlers, in einer Tondichtung darzustellen.

Der Kranke liegt im Schlummer schwer und unregelmäßig atmend zu Bette;


freundliche Träume zaubern ein Lächeln auf das Antlitz des schwer Leidenden;




der Schlaf wird leichter, er erwacht; gräßliche Schmerzen beginnen ihn wieder zu foltern;


das Fieber schüttelt seine Glieder - als der Anfall zu Ende geht und die Schmerzen nachlassen, gedenkt er seines vergangenen Lebens; seine Kindheit zieht an ihm vorüber, seine Jünglingszeit mit seinem Streben, seinen Leidenschaften und dann, während schon wieder Schmerzen sich einstellen, erscheint ihm die Frucht seines Lebenspfades, die Idee, das Ideal, das er zu verwirklichen, künstlerisch darzustellen versucht hat, das er aber nicht vollenden konnte, weil es von einem Menschen nicht zu vollenden war.



Die Todesstunde naht, die Seele verläßt den Körper, um im ewigen Weltraum das vollendet in herrlichster Gestalt zu finden, was es hinieden nicht erfüllen konnte.


Strauss' Freund und Förderer Alexander Ritter, Konzertmeister in Bülows Meininger Hofkapelle, verfaßte nach intensiven Gesprächen mit dem Komponisten ein programmatisches Gedicht, das Strauss der Partitur voranstellte.

Daran läßt sich der Gang der musikalischen Handlung ebenso gut ablesen wie an Strauss' Erinnerungen.

Der Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick, gegen Programm-Musik an sich allergisch, erkannte nach der Wiener Erstaufführung die wahre Bestimmung des Komponisten unfehlbar:

Die Art seines Talentes weist den Komponisten eigentlich auf den Weg des Musikdramas.

↑DA CAPO