Sein symphonischer Erstling stürzte Sergej Rachmaninow in eine tiefe Nervenkrise. Die Uraufführung geriet zu einem Desaster. Wohl auch, weil der Komponistenkollege Alexander Glasunow, der Rachmaninow nicht ausstehen konnte, am Dirigentenpult stand - und viel später einmal gestand, die Aufführung in volltrunkenem Zustand geleitet zu haben.
Jedenfalls reagierten Publikum und Presse negativ - Cesar Cui schrieb, die Musik gemahne ihn an eine Tondichtung über die »sieben ägyptischen Plagen«.
Rachmaninow mußte sich einer Hypnose-Behandlung durch Nikolai Dahl unterziehen, die ihm das nötige Selbstvertrauen zurückgewann, um sich mit der Komposition des Zweiten Klavierkonzerts wieder »freizuschreiben«. Die Uraufführung dieses Werks besiegelte Rachmaninows Stellung als einer der führenden Komponisten seiner Zeit.
Die Erste Symphonie blieb nach dem Premieren-Desaster ein Stiefkind im Repertiore. Ein wenig zu Unrecht. Sie ist zwar dick instrumentiert, aber durch kluge motivische Disposition inhaltlich geeint; das Auftaktmotiv des Symphonie-Beginns kehrt in allen vier Sätzen wieder; auch das Dies irae Motiv, das für Rachmaninow zum ständigen Begleiter werden sollte, klingt in der d-Moll-Symphonie bereits kraftvoll an.
Die dritte Sinfonie entstand im amerikanischen Exil, 1935, also fast drei Jahrzehnte nach der Nr. 2. Der Tonfall ist weit herber, die Instrumentation durchsichtiger, die kompositorischen Strukturen reßbrettartiger, ohne daß es dem Werk an lyrischer Epfindung mangelte; doch blitzt sie immer nur verhalten neben heftigen, eruptiven Entwicklungen auf. Originell ist die Verquickung von Adagio und Scherzo im Mittelsatz: Der rasche zentrale Abschnitt ist von elektrisierender rhythmischer Brisanz.