Italienische Symphonie

Felix Mendelssohn-Bartholdy

Nach der Schottischen skizziert, aber bedeutend früher vollendet, firmiert die Italienische als Mendelssohns Vierte im Werkkatalog. Sie verdankt ihre Entstehung der Italienreise des Komponisten, die er tatsächlich nach der Fahrt auf die britischen Inseln, 1830, antrat. Doch anders als die a-Moll-Symphonie gedieht das Schwesterstück in A-Dur, angeregt von den italienischen Impressionen, unmittelbar nach der Rückkehr im Berliner Domizil des Komponisten. Die Uraufführung fand 1833 in London statt und wurde vom Publikum als auch von den Rezensenten mit Wohlwollen aufgenommen. Doch daß dieses Werk eine der meistgespielten Symphonien des klassischen Repertoires werden sollte, schien nicht vorgezeichnet: Mendelssohn hat die Italienische nie wieder aufführen können. Mehrere Arbeitsstufen am Manuskript verraten, daß er das Stück immer wieder revidiert hat. Es erschien erst posthum im Druck, weshalb die Numerierung nichts über die Entstehungszeit aussagt.
  • Allegro vivace
  • Andante con moto
  • Con moto moderato
  • Saltarello. Presto


  • Der heitere, geistsprühende Charakter des Eingangs-Allegros hat den Ruf der Symphonie als besonders eingängiges, spritziges Werk begründet, der freilich die Tatsache ausblendet, daß der abschließende Saltarello zwar ein rasanter Tanz ist, aber durchwegs in Moll steht - weshalb diese Dur-Symphonie ungewöhnlicherweise in Moll schließt! Aber schon der Mittelteil des Kopfsatzes, dessen kontrapunktisch-ernster, dramatisch gesteigerter Durchführungspartie gar nichts mit den fröhlichen Anfangsthemen zu tun hat, aber vor allem die Mittelsätze enthalten alles andere als amüsante, »unterhaltende« Musik. Das Stück ist also weitaus vielschichtiger als sein eruptiver Eingang vermuten ließe. Tatsächlich verdankt das d-Moll-Andante seine Entstehung der Trauer über den Tod von Mendelssohns Lehrer Friedrich Zelter. Und das Menuett an dritter Stelle steht zwar in A-Dur, nimmt aber den ausgelassenen Ton des ersten Allegros nicht mehr auf, sondern verharrt in lyrisch-versonnenem Charakter; im Trio melden sich sogar drohende Pauken- und Trompeten-Töne.

    Aufnahmen

    Entsprechend viefältig sind also die Aufgaben, die einem Interpreten dieser Symphonie gestellt werden. Einen Aufnahme-Klassiker haben die Berliner Philharmoniker unter Lorin Maazel für DG eingespielt (gekoppelt mit der Reformationssymphonie). Hier gelang im ersten Satz wirklich »sparkling« und das Finale hat in seiner unablässigen Bewegung etwas Unausweichliches. Der durchaus ernsthafte Charakter der Musik wird hier trotz der brillanten Realisierung des Notentextes nie unterspielt.

    Gemütvoller geht Christian Thielemann mit den Münchner Philharmonikern ans Werk. Keine Geschwindmärsche, dafür seelenvoll gesungene Kantilenen in den Mittelsätzen und ein Tonfall, der idealtypisch für die »deutsche Romantik« scheint.

    Den Geist der mediterranen Inspirationsquellen der Musik fängt wiederum Charles Munch mit Boston Symphony unwiderstehlich ein: Es ist die leuchtendste, positivste Wiedergabe dieser Musik, die sich denken läßt - aufnahmetechnisch so brillant wie orchestertechnisch.

    ↑DA CAPO