Symphonie Nr. 3

liturgique

Arthur Honegger (1945)

* Dies irae - Allegro marcato
* De profundis clamavi - Adagio
* Dona nobis pacem - Andante, Adagio

Mit diesem Werk reagiert Honegger unmittelbar auf die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Drei Sätze leidenschaftlich-verzweifelter Anklage - und bitte um Erlösung.

Der Tag des Zorns begräbt zunächst jede Hoffnung unter den unerbittlich tobenden Klängen eines veritablen musikalischen Schlachtengemäldes.

Im Mittelsatz erhebt sich ein leidenschaftlicher Hilferuf, der immer ekstatischere Dimensionen annimmt - Aus der Tiefe, Herr, ruf' ich zu dir.

Das Finale ist ein bitteres, vernichtendes Gegenbild zum Triumphmarsch am Ende von Ottorino Respighis Pini di Roma. Wie dort rollt ein unaufhaltsamer Zug heran, diesmal allerdings bringt er nicht Siegestaumel, sondern Vernichtung. Immer intensiver wird zuletzt der verzweifelte Ruf nach Frieden - das ganze Orchester deklamiert fortissimo das Dona nobis pacem.

Danach bricht der ins Chaotische angewachsene Klangberg in sich zusammen - langsam erhebt sich ein Szenarium der Ruhe und Ergebung. Die visionären Flötentöne, die am Ende des Mittelsatzes erklungen waren, kehren wieder und entschweben wie Vogelstimmen in höchster Höhe.



Unwiderstehlich waren die Aufführungen dieses Werks unter Herbert von Karajan, der nicht nur die dramatisch-rücksichtslosen Entladungen der »kriegerischen« Sätze unausweichlich zu inszenieren verstand, sondern auch die entrückte, unwirklich-tröstliche E-Dur-Szenerie, in die das Geschehen zuletzt mündet.

Unvergeßlich eine Probe zu Honeggers Dritter, bei der die Förderer der Osterfestspiele Salzburg einst lauschen durften - nach der Totenstille, die zuletzt herrschte, meinte Karajan: »Jetzt sind wir wieder auf der Erde.«

↑DA CAPO