Zaide
Wolfgang A. Mozart
Mozarts Versuch im Genre der Entführung aus dem Serail
Fragment
Die „Entführung aus dem Serail“ hat ein bemerkenswertes Vorläuferstück, das Mozart 1879 ohne erkennbaren Auftrag zu komponieren beginnt, wohl in der Absicht, in Wien Fuß zu fassen.Joseph II. hatte 1776 angeregt, ein „deutsches Nationalsingspiel“ zu etablieren, für das brauchbare Stücke in deutscher Sprache geschaffen werden mußten. Singspiele in deutscher Sprache hat Mozart auf seinen Reisen kennengelernt.
In Mannheim wurden sie gepflegt, aber auch in München. Gesprochene Dialoge traten dort bereits an die Stelle der gesungenen Rezitative.
Mozart versucht sich in seinem ersten Singspiel auch an jener Form des Melodrams („Melologo“ genannt), die er bei Benda kennenund schätzengelernt hat, später jedoch nicht mehr verwenden wird.
Der fürsterzbischöfliche Hoftrompeter Johann Andreas Schachtner verfaßte den Text – die Herausgeber zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden das Stück „Zaide“ nennen. Bei Mozart hat es noch keinen Titel. Vater Leopold meldet am 11. Dezember 1780, das Werk sei „noch nicht ganz fertig“. Und doch: In großen Zügen liegt die Musik zu einer vollständigen Oper vor.
Nur eine Ouvertüre und ein Finale fehlen.
Versuche, „Zaide“ auf die Bühne zu bringen, erweisen immer wieder, daß Mozart hier bereits versucht, was ihm in der „Entführung“ gelingen wird: Er schafft einen genuinen „Singspielton“, der dank seiner Schlichtheit und Innigkeit in manchem vielleicht bereits auf die Eingangsszenen von Beethovens „Fidelio“ (Quartett Nr. 15), sicher auf den einen oder anderen Moment bei Lortzing vorausweist. Die Handlung nimmt in erstaunlichem Gleichklang Elemente der „Entführung“ vorweg: In „Zaide“ verlieben sich zwei Gefangene im Serail Solimans ineinander: Die Titelheldin und Gomatz. Sie schmieden Fluchtpläne, besorgen sich türkische Kleider und ein Boot, mit dem sie übers Meer fahren möchten.
Doch wird die Flucht entdeckt. Die Gefangenen und auch ihr Fluchthelfer Allazim werden zum Tod verurteilt. Doch weil Allazim dem Sultan einst das Leben gerettet hat, wird er befreit. Er kann auch um Gnade für Gomatz und Zaide bitten.